Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Klippentod

Durchwachsenes Leseerlebnis

Von: Mikka Liest
23.05.2021

Der Handlungsort Das Fischerdorf Cadgwith, in dem dieser Krimi angesiedelt ist, liegt in einer der schönsten Gegenden Cornwalls. “Ian Bray” (bzw. Arnold Küsters, der hinter dem Pseudonym steht) beschwört diese Schönheit in Worten voller Atmosphäre und liebevollem Lokalkolorit. Er lässt den Ozean, die Klippen, die Fischer mit ihren Booten vor dem inneren Auge der Leser:innen auferstehen, da riechst du fast die salzige Meerluft und hörst den Musikant:innen beim Folkabend zu – ein malerisches Ambiente für so etwas Hässliches wie Mord. Der Schreibstil Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, wunderbar bildlich, es ist offensichtlich, dass dem Autor Land und Leute am Herzen liegen. Und genau das ist in meinen Augen, was diesen Krimi auszeichnet. Der Spannungsbogen Doch so stimmig Lokalkolorit und Atmosphäre auch sind, die Krimihandlung kann da meines Erachtens nicht ganz mithalten. Spannung baut sich nur langsam auf und flacht immer wieder ab, denn es gibt einfach zu viel “Füllmaterial”. Das Wetter. Abende in der Kneipe. Der Verschönerungsverein, der sich geradezu militant ins Dorfleben einmischt. Das Wetter. Abende in der Kneipe. Vieles wiederholt sich. An sich sind das alles Dinge, die wunderbar beitragen zur Szenerie des Dorflebens, keine Frage, aber es wurde mir einfach zu viel. Das Buch hat 560 Seiten, aber ich vermute, dass eine Kürzung dem eigentlichen Fall gut tun würde. Denn der gerät ins Hintertreffen, wird nicht bis in die Tiefe ausgeleuchtet, nicht auserzählt. Die Ermittlungen erscheinen unkoordiniert und bieten wenig Überraschungen; vieles ergibt sich nach und nach einfach so, immer wieder unterbrochen von Nebenhandlungen. Die Charaktere Der Hauptcharakter, der ehemalige Polizist Simon Jenkins, ist ein Mann mit viel emotionalem Gepäck. Er war mal ein überaus erfolgreicher Ermittler – bis zu dem folgenschweren Unfall, der ihm Freundin und Gesundheit nahm. Seither kann er sich nur mühsam mit Gehstock bewegen und lebt mit furchtbaren Schmerzen. Seinem ehemaligen Beruf hat er den Rücken gekehrt und verdient sein Geld als Künstler. Statt nach Verbrechern, sucht er jetzt nach den perfekten Farben für das Meer und ist erst widerwillig, das zu ändern. Mit Jenkins konnte ich das Buch hindurch mitfühlen und mitfiebern, er war für mich der komplexeste, rundeste Charakter. Und doch – er erschien mir als zu fixiert auf den schrecklichen Verlust seiner Freundin, um sich wirklich dem Fall widmen zu können. Das ist natürlich verständlich, aber es bremste das Buch immer mal wieder aus. Der Polizist DI Marks, der die Einmischung Jenkins’ in seinen Fall mit Argusaugen beobachtet, konnte ihm als Gegenspieler nicht das Wasser reichen und blieb als Charakter etwas flach. Viele der Charaktere sind interessant und gut geschrieben, wie Mary, die beste Freundin der ersten Toten. (Jenkins entwickelt zarte Gefühle für Mary, trotz seiner Loyalität zu seiner verstorbenen Freundin Moira – ein schöner Aspekt der Geschichte.) Viele haben durchaus Potential. Andere schrappen jedoch nur haarscharf am Klischee vorbei, wirken eher wie Staffage; hier bleibt das Buch manchmal zu sehr an der Oberfläche. Fazit: Durchwachsen Die junge Victoria bitte den ehemaligen Polizisten Simon Jenkins telefonisch um Hilfe, ohne ins Detail zu gehen, er wimmelt sie jedoch ab. Am nächsten Tag wird ihre Leiche am Fuß einer Klippe gefunden. Victorias beste Freundin Mary ist sich sicher: es war Mord. Der von Selbstvorwürfen geplagte Jenkins nimmt die Ermittlungen auf und macht sich damit bei der örtlichen Polizei keine Freunde. Ich denke, das Buch könnte Leser:innen gefallen, die etwas nicht allzu Grausames lesen wollen und dabei vor allem Spaß an gut geschriebenem Lokalkolorit haben – denn davon hat der Krimi jede Menge zu bieten. Darüber hinaus konnte mich jedoch leider weder der Spannungsaufbau noch der Verlauf der Ermittlung wirklich überzeugen, meines Erachtens wiederholten sich zu viele Nebensächlichkeiten. Auch die Charaktere waren für mich nicht alle vollends rund und stimmig. Daher war “Klippentod” für mich ein durchwachsenes Leseerlebnis – viele gute Aspekte, aber leider auch solche, die mir nicht gefielen.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.