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Rezension zu
Im Dunklen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nahe gehendes Schicksal

Von: Michael Lehmann-Pape
09.06.2015

„Prognose: Von der Erfahrung mit anderen Patienten und der vorliegenden Literatur zu dieser Form der Lichtdermatose……., es gibt jedoch eine erhebliche Anzahl von Patienten, bei denen über einen längeren Zeitraum keine Verbesserung der Symptomatik zu beobachten war….“ Hannelore Kohl war sicherlich die prominenteste deutsche Betroffene von dieser selten Form der Dermatose gegen Licht. Anne Lyndsey erzählt in diesem Buch hautnah und ohne jeden Pathos von ihrem Gang in diese Krankheit hinein. Vom ersten Gesichtsbrennen vor dem Computerbildschirm, das ihr späterhin ihre intensive und motivierte Arbeit im britischen Arbeitsministerium unmöglich machte. Vom stetigen Fortschreiten der Krankheit, bis nur noch für eine knapp bemessene Zeit teilweise Dämmerlicht oder eine möglichst gering leuchtende Glühbirne ertragen wurden und sie den größten Teil ihres Tages in absoluter Dunkelheit verbrachte und verbringt. Die Freude, einen Lebenspartner zu finden, der bei ihr bleibt, das Drama der Verschiebung der Hochzeit, weil gar nichts mehr an Licht ging. Der Kampf mit dem Belichtungsmesser, den verschiedenen Therapien, der Stunde Dämmerung, die irgendwann einmal wieder draußen möglich war. Der Schock, dass die Stadt die Leuchtmittel der Straßenlaternen modernisieren will und damit diese kostbare Zeit an der frischen Luft nach Einbruch der Dunkelheit gefährdet wird. Aber auch die Frage, was eigentlich jemand macht, der gar keine Lichtquelle verträgt, wird von Lyndsey mit einem gerüttelten Maß britischen Humors aufgenommen. Spiele im Dunklen beschreibt sie, warum Musik irgendwann unerträglich wird und wie sie jedes Hörbuch dieser Welt (bis auf wenige Ausnahmen) verschlingt. Einen Tee kochen? Eine genau geplante Aktion. Klavierunterricht geben? Aber nicht, wenn die Zeit umgestellt wird und sie plötzlich drei Schüler bei Lampenlicht unterrichten muss statt im Halbdunkeln der vorgezogenen Vorhänge. Wie furchtbar das sein muss, das ahnt der Leser durchaus, das dringt durch die ruhigen Beschreibungen Lyndseys durch, ohne dass sie selbst es groß zum Thema macht oder machen müsste. „Aus einem Raum jede Spur von Licht zu verbannen ist unglaublich schwierig“. Aus einem Leben das Licht verbannen zu müssen ein hartes Los. Aber die brennende Haut „wie von einem Flammenwerfer malträtiert“ lässt keinen anderen Weg zu. Über lange Zeit, bis dann der ein oder andere „kleine Schimmer“ am Horizont erscheint, eine Heilung allerdings steht in weiter Ferne. Ein empfehlenswerter, burschikos und informativ geschriebener biographischer Bericht.

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