Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die sieben Leben des Arthur Bowman

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein großartiger Roman, dem ich viele Leser wünsche!

Von: Elke Heid-Paulus
10.06.2015

„Die sieben Leben des Arthur Bowman“ ist der fünfte Roman des französischen Autors Antonin Varenne, aber nach „Fakire“ leider erst der zweite, der in deutscher Übersetzung vorliegt. Letzterer fand hierzulande kaum Beachtung, wurde aber andernorts mit Preisen ausgezeichnet. Über die Gründe kann man nur spekulieren, aber offenbar war dieser anspruchsvolle Kriminalroman den Lesern zu kompliziert. Das vorliegende Buch ist eine Mischung aus Abenteuerroman, historischem Thriller, Sozialreportage und etwas Western, der Handlungszeitraum liegt in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Hauptfigur ist Arthur Bowman, Sergeant im Dienst der Ostindienkompanie, Einsatzort der indische Subkontinent. Bei einem Einsatz werden die meisten seiner Kameraden abgeschlachtet, lediglich zehn kommen mit dem Leben davon, geraten in Gefangenschaft und müssen unter der Folter unsägliche Qualen erdulden – aber sie überleben, allerdings gebrochen an Leib und Seele. Sechs Jahre später ist Bowman zurück in London. Und obwohl er die Erinnerung an die traumatischen Erlebnisse in Birma nur mit Rauschmitteln in Schach halten kann, arbeitet er mehr schlecht als recht als Polizist in den Docklands und schleppt sich durch die Tage. Das ändert sich allerdings, als in der Kanalisation eine männliche Leiche aufgefunden wird, deren Körper verstümmelt ist. Und obwohl Bowmans Hirn total vernebelt ist, stellt er sofort einen Zusammenhang her, hat er doch die gleiche Folter während seiner Gefangenschaft in Birma erlebt. Der Mörder muss einer der Überlebenden sein, ein Mitglied der ehemaligen Söldnertruppe. Gewissheit kann Bowman nur erlangen, wenn er seine Kameraden findet. Und so macht er sich auf die Suche… Antonin Varenne hat ein Kleinod geschrieben, das seinesgleichen sucht. Wenn man sich die Neuerscheinungen der vergangenen Monate anschaut, ist kaum ein Roman dabei, der von gleicher Güte ist – am ehesten fällt mir dazu noch John Williams „Butcher’s Crossing“ ein. Seine Beschreibungen sind außergewöhnlich, die Schilderungen der Zustände in den Londoner Elendsvierteln von solch atmosphärischer Dichte, dass einem bei der Lektüre schier die Luft wegbleibt. Arthur Bowman ist kein Held, er ist ein Wrack, ein bedauernswerter Zerissener, dessen seelische Narben sich auf seinem Körper manifestieren. Und die Suche, auf die er sich begibt, dient nur anfänglich dazu, einen Mörder ausfindig zu machen. Diese Odyssee hat reinigenden, heilenden Charakter und bringt ihn wieder zu sich selbst und seinem Fühlen. Sie schenkt ihm sein Leben zurück. „Die sieben Leben des Arthur Bowman“ ist ein außergewöhnlicher, ein großartiger Roman, dem ich viele Leser wünsche!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.