Rezension zu
Die Farbe des Nordwinds
Die Farbe des Nordwinds
Von: frl.flitzliestKlara Jahns Roman „Die Farbe des Nordwinds“, erschienen im März 2021 im Heyne Verlag, spielt an einem besonderen Ort: Auf einer kleinen Insel in der Nordsee, auf einer Hallig. Auf diese kehrt Ellen nach 20 Jahren zurück, da sie dort zum ersten und einzigen Mal ein Gefühl von Heimat erlebt hat. Liske, ihre damalige Stiefschwester, ist, anders als erwartet, wenig begeistert von ihrer Rückkehr und glaubt nicht daran, dass Ellen es lange als neue Halliglehrerin aushält. Sowieso halten die alteingesessenen Bewohner wenig von den Zugezogenen. Doch Ellen möchte es sich und anderen beweisen und knüpft Kontakte auf der Insel, zu den Kindern und ihren Familien. Lediglich Liske bleibt ihr gegenüber abweisend, zu tief sitzt der Schmerz des Abschieds von damals. Auf 397 Seiten beschreibt Klara Jahn intensiv die raue Natur der Halligen, den Wind, die Salzwiesen, die Wellen und die Kraft des Meeres. Durch ihre Beschreibungen fühlt man sich als stünde man mitten im Geschehen und kann die Natur fast fühlen. Die Geschichte selbst wird aus hauptsächlich zwei Zeitebenen heraus beschrieben. Einmal aus der Gegenwart mit kurzen Erläuterungen über die Zeit, als Ellen zum ersten Mal dort lebte. Ein zweiter Handlungsstrang entspinnt sich um einen Jungen und später jungen Mann, der auf der Hallig geboren wurde, lange vor Ellens Zeit. Durch ebendiese Beschreibungen erfährt der Leser mehr über das Leben zur damaligen Zeit auf einer Hallig, über die Naturgewalt des Meeres bei Sturm. Anders als vielleicht erwartet handelt es sich aus meiner Sicht nicht um eine „schöne, leicht zu lesende“ Geschichte, die man einfach mal so im Sommer wegschmökert. Das Buch greift traurige Themen auf, wie Verlust, Trauer, familiäre, schwierige Beziehungen, die Suche nach Heimat, Verzeihen. Es ist dabei zu keinem Zeitpunkt kitschig, wirkt nah an der Realität und psychologisch ausgearbeitet. Auch wenn ich einige Verhaltensweisen der Protagonisten nur schwer nachvollziehen/aushalten konnte, war es doch ein besonderes Leseerlebnis.
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