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Rezension zu
Der Duft von bitteren Orangen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

*+* Kann sein, was nicht sein darf? *+*

Von: Irve
11.06.2015

Liebe Lesefreunde, Salim musste im Kindesalter sein Heim in Palästina verlassen. Dies ist besonders tragisch für ihn, da er deshalb seinen sehnlichsten Wunsch begraben muss, endlich die Orangen an dem zu seiner Geburt gepflanzten Baum zu ernten. Der Junge tat mir aufrichtig leid, jedoch war es wegen der politischen Lage unabdingbar – wir schrieben in dieser Phase des Buches 1948 -, die Heimat zu verlassen. Zunächst kommt Salim mit seiner Famile bei der älteren Schwester unter. Später wird er in Großbritannien heimisch, wo er studiert und die Liebe seines Lebens kennenlernt, Judit. Judit und ihre Familie sind Juden und vor dem Holocaust nach Großbritannien geflohen. Auch sie musste die geliebte Heimat verlassen und tat sich – vor allem wegen ihres Glaubens – schwer, in dem fremden Land Fuß zu fassen und wahre, ehrliche Freunde zu finden. Auch ihr Schicksal berührte mich sehr. Es muss schlimm sein, sein gewohntes, gutes und sicheres Leben aufzugeben, nur um anschließend ständig die Steine aus dem Weg zu räumen, die einem vor die Füße gelegt werden. Auf der Suche nach einem Seelenverwandten, der Nähe und Sicherheit schenkt, trafen Salim und Judit aufeinander. Die Wirkung auf den jeweils anderen war enorm und so wunderte es mich nicht , dass die Liebe ihre Saat in die beiden legte. Das gemeinsame, tiefe Glück währte jedoch nur kurz, denn schon bald begann der Spießrutenlauf. Sie – Jüdin -, er – Araber – das konnte doch nicht gutgehen, oder? Überall waren Rechtfertigungen vonnöten und als die beiden sich endlich über dem Berg im sicheren Hafen von Liebe und Geborgenheit wähnten, traten Probleme von ganz anderer Seite auf. Zunehmend fand sich Salim in dem Konflikt zwischen seinen Welten wieder. Auf der einen Seite seine Eltern und Geschwister, seine Herkunft, sein Glaube, seine Überzeugungen. Dazu der immer übermächtiger werdende Wunsch aus der Kindheit: Endlich die Orangen seines Baumes zu ernten. Leider war es fast unmöglich, den alten Besitz zurück in seine Hände zu bekommen. Auf der anderen Seite seine Familie. Seine Frau, die er einst so geliebt und die seine Ideale mit ihr geteilt hatte sowie die gemeinsamen Zwillinge, die sich leider nicht immer in seinem Sinne entwickelten. Beeindruckend und facettenreich wird der Konflikt Palästinas mit Israel von 1948 bis hinein in die 8oer-Jahre gezeichnet. Teilweise sehr in die Tiefe gehend, was die Auswirkungen auf die Bevölkerung und vor allem die Flüchtinge bedeutete. Dieses sehr komplexe Thema wird gut in die Geschichte eingewoben, jedoch war es mir an einigen Stellen zu viel des Guten, was die politischen Hintergründe und vielen Details betraf. Dennoch waren diese Informationen notwendig, um Salims Dasein und weiteren Weg in der Erzählung zu ebnen. Denn Salim durchläuft innerhalb der betrachteten Zeitspanne eine große Entwicklung – leider nicht zum Guten. Seine Liebe zu Judit und den gemeinsamen Kindern – einst brodelnd und brennend wie ein Vulkan – erkaltete zunehmend wie die Lava, die zudem all ihre Farbe verlor und erstarb. Ich verstand den Mann, dessen Romanfigur mich zunächst sehr begeisterte und faszinierte, immer weniger. Seinen Beweggründen hätte mehr Beachtung zu mehr Verständnis verholfen. Ich konnte zwar nachvollziehen, warum er so handelte, wie er es tat, seine Beweggründe für die Entscheidung seines Ziels waren mir jedoch unverständlich. Da hätten mir mehr Einblicke in seine Seele und Gedanken gut gefallen. So wurde Salim leider immer undurchschaubarer, unsympathischer und fremder für mich. Am Anfang tat ich mich etwas schwer, um in den Roman hineinzufinden, aber nachdem die Protagonisten alle ihren Platz gefunden hatten, gab es kein Halten mehr. Claire Hajaj hat einen sehr flüssigen Schreibstil, der mich zunehmend durch das Buch fliegen ließ. Zudem brannten mir immer mehr die Fragen unter den Nägeln: Vergangenheit oder Zukunft? Seine Herkunft oder seine Familie? Wofür würde Salim sich wohl entscheiden? Inhalt: Jaffa, April 1948. Der siebenjährige Salim Al-Ismaeli, Sohn eines palästinensischen Orangenzüchters, freut sich darauf, die ersten Früchte des Orangenbaums zu ernten, der zu seiner Geburt gepflanzt wurde. Doch der Krieg bricht aus und treibt die ganze Familie in die Flucht. Von nun an hat Salim nur noch einen Traum: Eines Tages zu seinem Baum zurückzukehren und im Land seiner Väter zu leben. Zur selben Zeit wächst Judith als Tochter von Holocaust-Überlebenden in England auf – und sehnt sich danach, irgendwann ein normales und glückliches Leben führen zu dürfen. Als Salim und Judith sich im London der Sechzigerjahre begegnen und ineinander verlieben, nimmt das Schicksal seinen Lauf und stellt ihre Liebe auf eine harte Probe … Zum Buch: „Ismaels Orangen“ von Claire Hajaj ist im März 2015 unter der ISBN-Nr. 978-3-7645-0516-5 im Blanvet Verlag erschienen. Der Roman umfasst 448 Seiten und ist auch als Ebook, Audio-CD und Hörbuch-Download erhältlich. Autorin: Claire Hajaj, 1973 in London geboren, hat ihr bisheriges Leben zwischen zwei Kulturen, der jüdischen und der palästinensischen, verbracht und versucht, sie zu vereinbaren. In ihrer Kindheit lebte sie sowohl im Nahen Osten als auch im ländlichen England. Sie bereiste alle vier Kontinente und arbeitete für die UN in Kriegsgebieten wie Burma oder Baghdad. Sie schrieb Beiträge für den BBC World Service, außerdem veröffentlichte sie Artikel in Time Out und Literary Review. Ihren Master in Klassischer und Englischer Literatur hat sie in Oxford gemacht. Zur Zeit lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Beirut. Quelle: Randomhouse

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