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Rezension zu
Die Verlassenen

Verlust und Verrat

Von: Ulrike Z.
12.08.2021

“Mach‘s gut”. Als sein Vater ihn mit diesen Worten bei seiner Großmutter zurücklässt, ahnt der Ich-Erzähler Johannes schon, dass dies kein ganz normaler Abschied ist. Und tatsächlich wird er seinen Vater nie wieder sehen. Johannes ist gerade mal 13, wir befinden uns in Halle an der Saale im Jahre 1994. Es ist nicht Johannes‘ erster großer Verlust. Er ist ein mehrfach Verlassener, denn bereits als Kind hat er seine Mutter verloren. Und so wird der Leser im Laufe der Geschichte nicht nur erfahren, weshalb der Vater aus dem Leben seines Sohnes verschwindet, sondern auch die ungeheuerliche Wahrheit hinter dem Tod seiner Mutter kennenlernen. Die zentrale Frage des kurzen Romans bleibt zunächst jedoch, was mit dem Vater geschah. Gemeinsam mit dem inzwischen erwachsenen Protagonisten begibt sich der Leser auf eine Reise in die Vergangenheit. Eine Vergangenheit, in der Dinge nicht angesprochen werden. So merkt Johannes zwar, dass alle besonders rücksichts- und verständnisvoll mit ihm umgehen, aber keiner benennt, das Unfassbare, das passiert ist. Keiner thematisiert, dass ein Jugendlicher ganz ohne Eltern aufwächst, als Verlassener aufwächst. Und auch der Ich-Erzähler selbst wird erst durch einen Brief, dessen Inhalt der Leser nur in Andeutungen erfährt, dazu veranlasst, sich auf Spurensuche zu begeben. Ob die Spur, die ihn nach Norwegen führt, ihm endlich die lang erhofften Antworten gibt? Sprachlich nüchtern und auf zurückhaltende Art erzählt uns der Autor Matthias Jügler ein Stück deutsche Zeitgeschichte der näheren Vergangenheit. Und auch wenn man als Leser bereits von Anfang an einen gewissen Verdacht hat, der sich letztendlich auch bestätigt, ist die Lektüre des Romans unglaublich spannend. Besonders interessant fand ich das Ende des Romans, das die Frage aufwirft, ob man mit gewonnen Erkenntnissen immer etwas „anfangen“ muss oder ob es auch Gründe gibt, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Als kleinen Kritikpunkt oder besser gesagt Hinweis möchte ich folgendes erwähnen: Ich persönlich habe das Buch auf meinem E-Reader gelesen, würde aber zum Buch raten, da gerade an zentraler Stelle des Romans einige fiktive (?) Dokumente abgebildet sind, die für den Fortgang der Geschichte eine wichtige Rolle spielen, die aber im E-Reader-Format nicht leicht zu entziffern und leider auch nicht zu vergrößern sind.

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