Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
bitterer zucker

Schwierige Mutter-Tochter-Beziehung

Von: Kate Rapp
27.11.2021

Eine herzzerreißende Mutter-Tochter-Geschichte, die das unerklärliche Band einer Liebe illustriert, das auch durch Vernachlässigung und Ignoranz nicht auflösbar erscheint. Atari kümmerst sich um ihre Mutter, die in ihren Fünfzigern an einer Form der Vergesslichkeit leidet, die alle Symptome von Alzheimer aufweist, aber keine entsprechenden Gehirnveränderungen. Wenn es aber nicht die Plaques sind, die sie all die schwierigen Situationen, die Antara geprägt haben, vergessen lassen, sondern womöglich Absicht? Sie entzieht sich der Wut und der Liebe, der Abrechnung mit ihrer Erwachsenen Tochter und ihrer eigenen alten Mutter, spinnt sich ein in diesen Kokon des Vergessens und Atara fühlt sich verarscht. Sie lässt ihre eigenen Erinnerungen zu, die eine Zeit in dem Ashram einer Sekte enthalten und ein Jahr in einem Internat, wo sie misshandelt wurde. Nun hat sie sich ein eigenes Leben aufgebaut, Dilip geheiratet, und doch sind da offene Rechnungen mit ihrer Mutter, Dinge, die sie klären will, bevor diese womöglich stirbt. Doch wie zuverlässig sind ihre eigenen Erinnerungen und was, wenn sie ihrer Mutter Unrecht tut? „Vielleicht liegt es daran, dass wir auf derselben Seite der Brücke stehen und ins Leere blicken. Vielleicht sind wir hungrig auf dieselben Dinge, und die Summe aus uns beiden hat dieses Gefühl erst doppelt so groß werden lassen. Und vielleicht geht es darum, um das Loch im Herzen, eine Deformation, von der wir beide niemals genesen werden.“ Der Roman kommt ruhig, streckenweise melancholisch daher und lässt unter all den geäußerten Anschuldigungen und der Empörung eine hilflose Hass-Liebe durchschimmern, die Tochter und Mutter aneinander bindet, wie eine niemals durchtrennte Nabelschnur. Eine Nabelschnur, in der sich die Strömungsrichtung geändert hat, indem die Tochter nun die Mutter versorgt, die Mungobohnen wässert, ihr das Bett bereitet. Ein gut geschriebener Debüt-Roman, der auf der Shortlist zum Booker Preis stand, mich aber irgendwie nicht ganz packen konnte. Und das Ende ließ mich doch ein wenig unzufrieden zurück. Wunderbar aus dem Englischen übersetzt von Frauke Brodd

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.