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Rezension zu
Schnee fällt auf Chinas Erde

„Ich bin dieses weiten Landes Sohn“: Die Gedichte von Ai Qing

Von: Lesereien
09.12.2021

Obwohl Ai Qing (1910-1996) einer der bekanntesten chinesischen Dichter der Moderne ist, ist sein Werk in Deutschland fast völlig unbekannt. Als Vertreter der Neuen Lyrik schrieb er in einer verständlichen Sprache gegen das Monopol der Gelehrten an, denen das Verfassen und Lesen von Lyrik vorbehalten war. Themen wie Armut und das Elend der Landbevölkerung stehen in den Werken der Neuen Lyrik außerdem zum ersten Mal im Zentrum von chinesischen Gedichten. Nun ist eine Auswahl seiner Gedichte in der Übersetzung von Susanne Hornfeck unter dem Titel "Schnee fällt auf Chinas Erde" erschienen. Begleitet werden die Gedichte von einem Vorwort Ai Weiweis, dem berühmten Künstler und Sohn des Dichters, von Anmerkungen und einem Nachwort der Übersetzerin, sowie von Auszügen aus den Notizbüchern Ai Qings, die Einblicke in sein dichterisches Selbstverständnis geben. Die Gedichte sind eine Zeitreise in das letzte Jahrhundert, in die Geschichte und Kultur Chinas und nicht zuletzt in das Leben Ai Qings. Ein Leben, das geprägt war von jahrzehntelangen Schreibverboten, von Aufenthalten in Straflagern und Gefängnissen. Verse wie “Aus der Dunkelheit/ blicke ich sehnsuchtsvoll/ auf ein Universum” oder “Ich sehne mich nach einem fernen Horizont” führen dem Leser “das Grauweiß” des persönlichen Unglücks vor Augen. Ai Qings Gedichte werden stets von sprachlicher Schönheit, Prägnanz und Tiefe getragen. Vor den Augen des Lesers entstehen Bilder, die durch ihre Farbkraft und Klarheit bestechen. Es gelingt Ai Qing, Landschaften zum Leben zu erwecken und den Alltag und die Armut der Bauern Nordchinas aus der Nähe darzustellen. Motivisch ziehen sich Krieg, Elend, aber auch Hoffnung und Frühling wie ein roter Faden durch den Gedichtband. Die Gedichte sind Spiegelbild eines Landes, eines Lebens, von persönlichen Entwicklungen und einer Weltsicht, die zeitweise von der Ideologie der kommunistischen Partei beeinflusst ist, aber sich später auch nicht davor scheut, sie zu kritisieren. Der Band ist eine Bereicherung für jeden Leser. Er erweitert den persönlichen Horizont, gräbt sich ins Gedächtnis ein und muss deshalb empfohlen werden.

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