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Rezension zu
Engelskalt

Engelskalt (Samuel Björk)

Von: Poldi
05.07.2015

Ganz Norwegen ist in Aufruhr, als zwei junge Mädchen an einem Springseil aufgenküpft und hübsch zurechtgemacht gefunden werden, äußerliche Verletzungen sind nicht zu finden. Holger Munch, der schon seit einiger Zeit nicht mehr mit einem solchen Fall konfrontiert war, trommelt seine alte Truppe zusammen, mit der er schon einige brisante Fälle lösen konnte. Dazu gehört auch Mia, die seit dem Tod ihrer Zwillingsschwester äußert labil ist, aber zu den besten Ermittlerinnen des Landes gehört. Das ganze Team arbeitet unter Hochdruck, denn es scheint, als sollten noch weitere Mädchen getötet werden... Samuel Björk hat in seinem Roman „Engelskalt“ schon früh eine sehr eindringliche Stimmung geschaffen und die aufwändig inszenierten Mädchenleiche mit zahlreichen Details ausgestattet, die es zu entschlüsseln gilt. Beachtlich dabei ist, dass er nicht an dem momentanen Trend zu möglichst brutalen Beschreibungen teilnimmt, sondern die Mädchen im Gegenteil sauber und ohne äußerliche Gewalteinwirkung auffinden lässt – was fast noch bedrohlicher und schrecklicher wirkt. Die ständige Bedrohung durch den scheinbar psychopathischen Mörder, die Gefahr für weitere Mädchen ist stetig präsent und wirkt stark auf die Atmosphäre des Romans ein. Das Ermittlerteam streckt die Fühler in unterschiedliche Richtungen aus und stößt dabei auch auf andere Verbrechen, denen ebenfalls viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, den eigentlichen Fall aber nie verdrängt. Immer weiter tastet man sich an den Täter heran, wird auf falsche Fährten geführt, erlebt packende und überraschende Momente und wird am Ende dann in einer dramatischen Schlusssequenz restlos über die Hintergründe aufgeklärt. Ein weiterer Handlungsstrang wird dabei sehr ungewöhnlich aufgeklärt, was mich völlig verblüfft hat. Der Roman ist richtig spannend und beeindruckt mit seiner flüssigen und vielfältigen Entwicklung. Samuel Björk schildert die Handlung aus zahlreichen Perspektiven, wobei jeder Charakter einen eigenen sprachlichen Eindruck vermittelt. Hauptaugenmerk liegt dabei auf Holger Munch und Mia, an deren Gedanken- und Gefühlswelt der Leser sehr intensiv teilhaben darf. Beide nicht gerade standfeste Charaktere, beide mit Lastern versehen, beide gut ausmodellierte Charaktere mit Ecken und Kanten. Doch auch die vielen anderen Figuren werden sehr intensiv ins rechte Licht gerückt und kommen sehr gut zur Geltung – und das gilt sowohl für das Ermittlerteam als auch für außenstehende Charaktere und auch für den Täter, von dem gegen Ende einige heftige Szenen aus seiner Kindheit erzählt werden. Vom sechsjährigen Mädchen über eine engagierte junge Lehrerin bis hin zum gestandenen Polizisten bekommt jeder eine glaubhafte Verwendung von Sprache angehangen, sodass die innere Gefühlswelt sehr gut vom Leser nachvollzogen werden kann. Als besonders gelungen habe ich dabei die Szenen von Mia empfunden, die wie im Wahn einzelne Worte aus dem Fall miteinander kombiniert, erst scheinbar zusammenhanglos und dann immer weiter verfeinert, um so dem Prinzip des Täters auf die Schliche zu kommen. Ein hervorragend geschriebener Thriller, der von der ersten Seite an fesseln kann, der immer wieder überrascht und neue Zusammenhänge offenbart, der trotz zahlreicher Schauplätze und handelnder Charaktere gut zu verfolgen ist, der in seinen kurzen Kapiteln eine sehr dichte Spannung aufbauen kann. Die zentralen Motive, was Kindern alles angetan werden kann, wohin Wahn und psychische Störungen führen können, sind sehr gelungen dargestellt und lassen mich begeistert zurück.

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