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Rezension zu
Der Duft der Blumen bei Nacht

Ein besonderes und sehr persönliches literarisches Kleinod!

Von: Buch_zeit
19.03.2022

„Die Nacht, Territorium des sich Neu-Erfindens, der geflüsterten Gebete, der erotischen Leidenschaften. Die Nacht, ein Ort, an dem den Utopien der Duft des Möglichen anhaftet, wir den Zwängen des Realen und des Trivialen scheinbar nicht mehr unterliegen. Die Nacht, Gefilde der Träume, wo man entdeckt, das man in seinem Herzen eine Vielzahl an Stimmen und unendlich viele Welten birgt.“ (S. 145) Leïla Slimani nimmt uns in ihrem neuen autobiographischen Roman „Der Duft der Blumen bei Nacht“, am 28.02.2022 erschienen und von Amelie Thoma übersetzt, mit auf eine Reise durch ihr Leben, ihre Erinnerungen, ihre Gedanken. Vielen lieben Dank @luchterhand_verlag und @bloggerportal für die Bereitstellung dieses literarischen Kleinods als Rezensionsexemplar! Die gefeierte französisch-marokkanische Schriftstellerin Leïla Slimani befindet sich mitten in einer Schaffenskrise beim Schreiben ihres neuen Romans, als sie im Frühjahr 2019 die Möglichkeit erhält, eine Nacht allein im „Museo Punta della Dogana“, dem einstigen Zollgebäude Venedigs in dem heute zeitgenössische Kunst präsentiert wird, zu verbringen. Sie durchlebt eine ungewöhnliche Nacht allein im Museum, umgeben von den raffinierten Ausstellungsstücken. Im Stil eines inneren Monologs begleiten wir die Autorin auf eine Reise durch ihr Leben und ihr Innerstes. Fesselnd und sehr persönlich erzählt sie von ihrer Familie, insbesondere ihrer ebenso zwiespältigen wie liebevollen Beziehung zum Vater, ihrer Kindheit im marokkanischen Rabat, ihrem Alltag in Paris als Mutter und Schriftstellerin, als gesellschaftspolitisch engagierte Frau und Feministin, von ihrer Zerrissenheit zwischen den Kulturen. Und vor allem vom Schreiben, der Kraft der Literatur, ihrem inneren Antrieb, ihrer Motivation und dem Schreibprozess an sich. Man folgt Leïla Slimani auf ihrem einsamen Streifzug durch die Museumssäle im internen Dialog mit sich selber, ihren Erinnerungen und Gedanken und den Ausstellungsstücken, die Assoziationen wecken, sie zum Nachdenken über Vergangenheit und Gegenwart bringen. Auf gerade einmal 160 Seiten schafft es die Autorin, den Leser in ihre intimsten Gedanken eintauchen zu lassen, durch ihr Leben zu streifen, an privaten Bekenntnissen ebenso teilzuhaben wie Einblicke in ihren Schreibprozess zu bekommen. In lockerem Plauderton gewährt sie uns Einblicke in ihr Leben, wirft philosophische Fragestellungen auf, zitiert mit Leichtigkeit situativ passend von Flaubert, Rilke bis zu Virginia Woolf. Man flaniert mit ihr durchs Museum und vor allem durch ihre Gedankenwelt, assoziativ und von Thema zu Thema springend, aber auch Themen wiederaufgreifend, spiegelt dieser innere monolog ihre Erfahrungen mit sich selbst während dieser besonderen und einsamen Nacht wunderbar wieder. Die Serenissima und vor allem das einstige Zollgebühr, als Verbindung zwischen Orient und Okzident wird dabei zum Sinnbild für ihre eigenen Geschichte und Identität. Vergangenheit und Gegenwart vermischen sich. Ich war begeistert, wie fesselnd und mit welcher entwaffnender Offenheit, sie in diesem autobiographisch geprägten Roman Einblick in ihre Gedankenwelt, ihr Leben und ihre Erinnerungen gibt. Und ganz besonders ihre Reflexionen über das Schreiben, den inneren Zwiespalt zwischen dem Drang zu schreiben, der dafür nötigen Disziplin und dem Verzicht im Gegensatz zum Freiheitsdrang, zur Sehnsucht nach Leben. Das spiegelt dieses Nacht der Abgeschiedenheit, der Klausur, der Abgeschlossenheit wunderbar wieder. Ich habe es genossen, Leila Slïmani in dieser Nacht, auf dieser Reise in ihre Gedanken und Erinnerungen zu begleiten. Es ist ein bezauberndes Kleinod voller Aufrichtigkeit, Scharfsinn und Leichtigkeit in wunderbar zu lesender Prosa entstanden, das zum Verweilen einlädt. Eine große Leseempfehlung von mir! „ Der Duft der Blumen bei Nacht“ war mein erster Roman von Leila Slïmani, aber sicherlich nicht mein letzter!

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