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Rezension zu
Das unglaubliche Leben des Wallace Price

Berührender Roman über Freundschaft Liebe und das Leben

Von: Juliane Seidel
28.04.2022

Story: Wallace Price, erfolgreicher und gefürchteter Anwalt, ist kein guter Mensch. Sein Leben besteht aus Arbeit, weswegen er keinerlei Freunde und Familie hat. Als er stirbt ist niemand traurig – für Wallace, der als Geist bei seiner Beerdigung dabei ist, ein Unding. Als er von einem Sensenmann namens Mei abgeholt und zu dem Fährmann Hugo gebracht wird, stellt das alles auf den Kopf, was Wallace kennt. In Charons Fähre, einem Teeladen mitten im Wald, in dem Mei und Hugo arbeiten, hat er die Gelegenheit mit seinem Leben abzuschließen und durch eine Tür zu gehen, um seinen Weg fortzuführen. Wallace denkt nicht daran – zunächst setzt er alles daran, zurück ins Leben zu gelangen, doch nach und nach lernt er Hugo besser kennen und erlernt nicht nur Menschlichkeit, sondern findet Liebe, wo er sie nicht erwartet hat … Eigene Meinung: Mit dem Roman “Das unglaubliche Leben des Wallace Price” ist der zweite New York Times Bestseller des amerikanischen Autors TJ Klune in Deutschland bei Heyne erschienen. Der Autor wurde in Deutschland mit dem preisgekrönten ” Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte” bekannt, schreibt jedoch schon seit langem Bücher mit queeren Charakteren, die teilweise von Dreamspinner Press ins Deutsche übersetzt wurden. Die Geschichte um Wallace Price beginnt etwas zäh und entwickelt sich nur langsam. So braucht man ein wenig, um in die Geschichte einzusteigen, denn der Erzähler Wallace Price ist nicht unbedingt ein Sympathieträger. Das ändert sich nach einigen Kapiteln und spätestens bei seinem Eintreffen in Charons Fähre ist man in der Geschichte und erlebt Wallaces Veränderung mit, denn er beginnt sein Leben und sein Verhalten zu reflektieren und erkennt wie viel er falsch gemacht hat. Er freundet sich mit Mei und Hugo an, ebenso mit Hugos Großvater Nelson, der ebenfalls als Geist in dem kleinen Teeladen lebt. Wie Nelson wird auch Wallace ein fester Bestandteil der kleinen Gruppe, auch wenn er genau weiß, dass er nicht für immer bleiben kann. Dass Wallace und Hugo schon bald mehr füreinander empfinden, macht die Sache nicht einfacher. In diesem Punkt ähneln sowohl die Geschichte, als auch der Hauptcharakter dem Roman “Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte”. Für all das lässt sich der Autor eine Menge Zeit. TJ Klune überstürzt nichts und lässt seinen Figuren genügend Zeit sich zu entwickeln – was in Anbetracht von Themen wie Tod, Verlust, Trauer und Freundschaft auch verständlich ist. Daher sucht man als Leser*in Action und extreme Spannung vergeblich, auch wenn “Das unglaubliche Leben des Wallace Price” einige stimmige Wendungen parat hält und mit einem überraschenden Ende aufwarten kann. Die Figuren wirken sehr authentisch und lebendig – gerade Wallace lernt man im Laufe der Zeit sehr gut kennen. Seine Veränderungen vom arroganten Egoisten hin zu einem mitfühlenden, loyalen Menschen ist gut nachvollziehbar und weiß zu berühren. Man versteht Wallace und kann sich sehr gut mit ihm identifizieren. Auch Hugo lernt man sehr gut kennen – er ist ein ruhiger, geduldiger Mann, der voll und ganz in seiner Rolle als Fährmann aufgeht und sich für die Geister Zeit nimmt, die zu ihm in den Teeladen kennen. Auch Mei und Nelson können überzeugen – sie runden die Gruppe ab und bringen ein wenig Schwung in die Geschichte. Sehr schön ist bei den Figuren, dass der Autor hinsichtlich der Nationalitäten für mehr Diversität sorgt, ohne diese Tatsache zu sehr aufzubauschen. So erfährt man nur am Rande, dass Hugo ein PoC ist, direkt wird es nie angesprochen. TJ Kune legt einen stilistisch gut geschriebenen, sehr soliden Roman vor, der zu Herzen geht und zu berühren weiß. Das Buch besticht durch tolle Charaktere, sehr stimmige Beschreibungen und intensive Dialoge, die zum Nachdenken anregen. Wie schon bei “Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte” sind die Welten voller Gegensätze – Wallace Leben war trist und extrem hektisch, die Welt, in die er danach eintritt, ist wesentlich ruhiger und intensiver. In diesem Punkt sind sich die Bücher recht ähnlich, auch wenn sie vom Grundgedanken her vollkommen verschieden sind. Fazit: “Das unglaubliche Leben des Wallace Price” ist ein gelungener Roman über Verlust, Trauer, Freundschaft und Liebe, der unter die Haut geht und lange nachwirkt. TJ Klunes Geschichte punktet mit sympathischen, gut nachvollziehbaren Figuren, einer stimmigen Rahmenhandlung, die man durchaus fortsetzen könnte und einer sensiblen, queeren Liebesgeschichte, die sich sehr gut ins Gesamtbild der Geschichte einfügt. Wer “Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte” mochte, dem wird auch die Geschichte von Wallace und Hugo gefallen – es bleibt zu hoffen, dass noch viele Romane des Autors ihren Weg nach Deutschland finden. Unbedingt lesen.

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