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Rezension zu
Trigger - Das Böse kehrt zurück

Spannend, aber (zu) geradlinig

Von: WolfgangB
09.05.2022

Der zweite Roman von Wulf Dorn mit dem Titel "Trigger" ist zehn Jahre nach den Ereignissen des ersten angesiedelt und spinnt das Schicksal des Psychiaters Mark Behrendt weiter. In "Phobia" wurde außerdem seine Partnerin ermordet - ein schwerer Schicksalsschlag, der ihn seine Approbation gekostet und ihn in die Alkoholsucht getrieben hat. Nun wendet sich der Mörder direkt an Mark, entführt eine gute Freundin und setzt ihn mit den Ereignissen der Vergangenheit unter Druck. Die Hauptfigur wird unmittelbar von der Handlung mitgerissen und hat kaum Gelegenheit, deren Lauf entscheidend zu beeinflussen. Um gedanklich mithalten zu können, ist es empfehlenswert, mit dem ersten "Trigger"-Band vertraut zu sein. Weil dieser vor gut zwölf Jahren erschienen ist, sehnt man sich nach einer Zusammenfassung. Bis zu einem kurzen Rückblick nach etwa hundert Seiten, muss man sich beim Lesen mit Andeutungen begnügen. (Der Nervenkitzel bei einem Thriller besteht unter anderem darin, im dunkeln zu tappen. Üblicherweise beziehen sich fehlende Informationen auf die aktuelle Handlung und nicht auf etwaige Erinnerungslücken aus der Vorgeschichte.) Mark Behrendt findet sich nun, sorgsam platzierten Hinweisen folgend, auf einer Schnitzeljagd, die ihn zurück zur Waldklinik in Fahlenberg führt. Dabei reist er von einer Station zur nächsten, um schließlich jene Person zu finden, die er für den Entführer ermorden soll. Marks Suche ist das Gerüst des Romans, auf dem die Handlung aufgespannt ist. Es verschafft dem Autor genügend Raum, um seine Figuren zu entwickeln und anhand von Rückblenden die Motive des Gegenspielers auszuleuchten. Für eine solch bedeutungsvolle Aufgabe, lässt dieses Gerüst viel Raum für den Zufall. Was, wenn Mark einen entscheidenden Hinweis nicht gefunden hätte, wenn er beispielsweise nicht auf die Idee gekommen wäre, sich Zugang zum Gästebuch eines Hotels zu verschaffen? Bestimmt hätte der Entführer mit einem Schubs in die richtige Richtung ausgeholfen. Warum aber muss es überhaupt so kompliziert sein, warum kann er Mark nicht gleich jene Person nennen, die es aufzuspüren gilt? Die Beschaffenheit der Struktur des Romans mit dem Geisteszustand eines schwer Traumatisierten zu erklären, wirkt einerseits konstruiert ... ... Andererseits zieht der Autor eine strukturelle Parallele zum ersten "Trigger"-Teil. (Ein Grund mehr, das Buch vor dem zweiten Teil nochmals zu lesen.) Auch dessen Hauptfigur, die Psychiaterin Ellen Roth, wird von einem geheimnisvollen "Schwarzen Mann" von Station zu Station bis hin zum Finale dirigiert. Für seine treuen Leserinnen und Leser hält Wulf Dorn so manches Wiedersehen bereit. Im Nachwort erzählt der Autor vom Bedürfnis, zu erfahren, was in den Jahren seit "Trigger" wohl aus Ellen Roth geworden ist, wie sich Mark Behrendts Leben nach dem schockierenden Ende von "Phobia" entwickelt hat. Auch der Psychiater Jan Forstner, Hauptfigur in "Kalte Stille" und "Dunkler Wahn" taucht in einer Nebenrolle wieder auf. Die immer stärker nagende Ungewissheit, die beim Lesen durch den ersten "Trigger"-Band treibt, will sich allerdings beim zweiten nicht einstellen. Die Psychothriller aus der Feder von Wulf Dorn spielen mit Identität und Wahrnehmung der Figuren, rühren an tiefsitzenden Ängsten und überraschen mit halsbrecherischen Wechseln der Erzählrichtung. Die Ungewissheit, die an den Rand des Wahnsinns triebe, würde man sie am eigenen Leib erfahren, wird beim Lesen zum lustvollen Nervenkitzel. Den zweiten "Trigger"-Band stattet das Wiedersehen mit den bekannten Figuren schon mit einer Grund-Spannung aus. Im Vergleich zum ersten verläuft die Handlung allerdings so geradlinig, dass zu keinem Zeitpunkt die Gefahr besteht, gedanklich aus der Bahn geworfen zu werden. Wenn auch die Definition für das Genre "Psychothriller" nicht scharf gezogen ist, ist fraglich, ob ein unbewältigtes Trauma als Motivation für den Antagonisten für diese Einordnung ausreicht. Für den "Thrill" sorgt unter anderem ein Ultimatum. Innerhalb einer knapp bemessenen Frist muss Mark Behrendt einen Mord begehen, wenn er seine Freundin retten will. Das Ticken der Uhr wird aber oft von anderen Geräuschen übertönt, der Zeitdruck, der auf der Figur lastet, ist beim Lesen nur selten zu verspüren. Warum nutzt der Autor nicht die Kapitelüberschriften, um alle paar Seiten an die noch verbleibende Zeit zu erinnern? Persönliches Fazit "Trigger. Das Böse kehrt zurück" ist ein lange erwartetes Wiedersehen mit Wulf Dorns bekannten Figuren. (Zur Auffrischung der Erinnerung ist es empfehlenswert, den ersten Band erneut zu lesen.) Mit zahlreichen Cliffhanger fesselt Wulf Dorn auch diesmal wieder an das Buch. Im Vergleich zum Vorgängerband - und daran muss sich der Roman messen lassen - verläuft die Geschichte auffallend geradlinig und dringt nicht so weit unter die Haut.

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