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Rezension zu
Mein Jahr der Ruhe und Entspannung

Mein Jahr der Ruhe und Entspannung

Von: Alexandra (@readpackblog)
05.06.2022

Ihr kennt doch sicher diese bleierne Müdigkeit. Das Gefühl, wenn die Augen schon brennen und drücken, sich kaum noch offen halten lassen? Wenn man gähnen muss, bis es in den Ohren knackt und im Kopf rauscht?! Tiefe, bleischwere Müdigkeit. Obwohl diese oft mit einem leeren Akku verbildlicht wird, fühlt Müdigkeit sich für mich eher so an, als wäre es etwas, was mich überflutet und schwer auf mich legt. Genau so schwer hat sich auch die Stimmung in „Mein Jahr der Ruhe und Entspannung“ von Ottessa Moshfegh auf mich gelegt. Im Roman will die Protagonistin ein Jahr lang möglichst durchgehend schlafen. Das Leben tut ihr so weh, ist so verwirrend und anstrengend, dass sie es nicht mehr aushält, wach zu sein. Sie will endlich Ruhe in ihre Gedanken bringen, nicht mehr ständig um die immer gleichen Sorgen kreisen. Schließlich ist Schlaf doch Ruhe, schwereloses und (wenn man nicht wie ich wild träumt) gedankenloses Schweben. Sie fragt sich, ob ihr Leben überhaupt noch gelebt werden kann, einzig dieser erholsame Schwebezustand des Schlafs scheint ihr Rettung zu sein. Dabei geht es vor allem um Verlust: der Verlust der Eltern, der Beziehung, der Hoffnung ins eigene Leben und wichtiger Menschen. All diesen Themen kann und will sie sich nicht mehr stellen. Zumindest nicht sofort. Vielmehr hofft unsere ich-Erzählerin darauf, nach einem Jahr der Ruhe und Entspannung mit erfrischten Gedanken und neuem Mut aufzuwachen. Ob ihr das gelingt und ob es wirklich so leicht ist, so viel Zeit wie möglich im seligen Schlaf zu versinken, verfolgen wir im Verlauf dieser wirklich ungewöhnlichen Geschichte. Passend zum Thema ist übrigens auch der Aufbau des Romans sehr einlullend. Es werden ermüdend lang und ausführlich die Medikamente aufgezählt, die sie nimmt und die Tage ähneln sich natürlich sehr. Ich war mehr als ein Mal am Ende der Lektüre selbst so müde, wie die Protagonistin es gern sein möchte. Wirklich unangenehm war mir übrigens die ableistische Sprache. Es werden immer wieder ableistische Beleidigungen in den Text eingestreut. Das hätte in der Form nicht sein müssen. Und warum ist es der Autorin so wichtig zu betonen, wie wunderschön die Hauptfigur ist? Wäre ihr Schlaf weniger attraktiv, wenn sie übergewichtig und/oder nicht normschön wäre? In meinen Augen wäre es gerade verständlich, wenn Menschen erschöpft und „ermüdet“ vom Leben sind, die überall Abwertung und Diskriminierung erfahren.

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