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Rezension zu
Nebelmacher

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Viel Potential wurde verschenkt

Von: engelsmomente
17.07.2015

Es beginnt mit einem Mord. Eine junge Adlige wird vom Totenkaiser Clach gejagt, getötet und zu Nebel gemacht. Nach getaner Arbeit verschwindet er vom Tatort und freut sich über den erfolgreich abgeschlossenen Auftrag. Kurz darauf lernen wir Ormgair kennen, einen Barbaren bzw. Nebeljäger außerhalb der Stadt, der gerade dabei ist Leute eines anderen Stammes zu verfolgen. Als drittes begegnen wir, zurück in der Stadt, Morven, die einen Adligen beschützen soll. Sie ist eine Kriegerin des Lichtfürsten und im Kampf ausgebildet. Zuletzt lernen wir noch Fennek Gerskegard kennen, einen Inquisitor, der es auf den Totenkaiser abgesehen hat und ihm dicht auf den Fersen ist. Der Einstieg ist recht lang. Gerade auch durch die vier Perspektiven hatte ich das Gefühl, dass erst einmal nicht storyrelevantes passiert. Sie werden eben eingeführt und gehen ihrer Wege. Ihre Handlungsstränge sind noch nicht miteinander verbunden, bis auf die von Clach und Gerskegard. Und gerade mit Ormgair konnte ich überhaupt nicht warm werden, da er sich völlig von den anderen unterschied und ich nicht wusste, was es mit dem überhaupt auf sich hat. Durch diesen langsamen Einstieg brauchte ich auch sehr lange um in die Story zu finden und mich mit ihr anzufreunden. Die Charaktere machten es mir auch nicht wirklich einfach. Von Clach, dem Totenkaiser weiß man erst mal nur, dass er sich viel von sich hält. Das erste Kapitel wirkt noch ziemlich distanziert, sodass man sich kaum ein Bild von ihm machen kann. Später wird es dann besser. Er ist etwas überheblich und hält sich für den besten seiner Zunft – was sogar stimmen könnte. Zudem ist er ein Nebelmacher, was bedeutet, dass er die Seelen der Menschen in Nebel auflöst, was als die Strafe überhaupt angesehen wird, da so die Seele vom Körper getrennt wird. Fand ich ehrlich gesagt jetzt nicht so toll. Ist ein bekanntes Motiv, das gern genutzt wird. Aber bei dem Wort »Nebelmacher« habe ich mir definitiv etwas Cooleres vorgestellt. Ormgair unterscheidet sich, wie gesagt, am meisten von allen. Er ist aus dem Amboss und kann im Nebel wandeln. Etwas, dass für Stadtlinge (angeblich) tödlich ist. Er ist ein Barbar und Krieger und stammt aus einer ganz anderen Kultur. Er ist sehr alt und will eigentlich nur noch ehrenvoll sterben und dann in den Himmel fahren. Ehre geht ihm über alles, seine Taten müssen ehrenhaft sein. Ja. Ich konnte es verstehen, mich aber nicht mit ihm identifizieren. Er passte eben nicht ins Bild. Und ich hab mich die ganze Zeit gefragt, was er mit der Story zu tun hat. Die Erklärung folgt dann recht spät. Da hat er es dann auch geschafft, lebendiger und greifbarer zu wirken. Gerskegard war mir fast am sympathischsten, da man direkt wusste, was er will: den Totenkaiser. Er geht sehr leidenschaftlich an die Sacher heran und verliert sich auch ein wenig in seiner Arbeit. Von ihm erfährt man auch weniger Hintergrundgeschichte, was aber nicht weiter wild ist. Bei Morven wird vor allem der Konflikt mit ihrem Vater immer wieder erwähnt und erleuchtet. Sie ist das einzige Mädchen in der Familie, doch ihrem Vater wäre es lieber gewesen, wenn sie auch ein Junge gewesen wäre. Aus diesem Grund hat er sie in den Tempel abgeschoben und will damit wohl auch seine Ruhe vor ihr haben. Auch bei ihr wusste ich nicht, wo ich sie hinpacken und wie sie in die Story passen sollte. Leider muss ich sagen, dass sie mir nicht wirklich sympathisch wurde, oder gar ans Herz gewachsen ist. Bei allen vier Personen hatte ich immer wieder Probleme, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Sie haben alle ihre Geschichten, Hintergründe, Motive und Eigenheiten. Mir fehlte aber die Nähe zu ihnen, sodass ich nicht mit ihnen leiden oder mitfiebern konnte. Sie wirkten leider nur selten greifbar. Aber vielleicht liegt das auch an der Verwirrung vom Anfang des Buches. Der Stil war schwierig. Es ist ein sehr bildhafter Stil mit vielen Vergleichen, was ich auch ganz gern lese, aber ich hatte das Gefühl, dass der Autor gern abgeschwiffen ist und nicht zum Punkt kam. Teils hätte man die Vergleiche auch locker streichen können, da klar war, worauf der Satz hinauslaufen sollte, oder die Bedeutung so schon klar war. Zudem ist der Stil des Autors etwas umständlich. Ich hatte das Gefühl immer mal wieder zu stolpern. Ab und an wollte ich auch Sätze umdrehen oder schlicht vereinfachen. Stellenweise kam ich ziemlich langsam voran. Auch hat der Autor ab und an bissige oder humoristische Ansätze drin, von denen ich gern mehr gelesen hätte. Klar, ist das Buch düster und ernster, aber kleine Auflockerungen zwischendrin hätten nicht geschadet. Auch hat sich nichts am Tempo der Erzählung geändert. Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Normalerweise werden bei spannenden oder actionreichen Szenen die Sätze kürzer und prägnanter. Das war hier eher selten der Fall. Auch mittendrin verliert sich der Autor in Details und Vergleichen. Das hat mir etwas die Spannung genommen. Die erste Hälfte des Buches fand ich ehrlich gesagt recht langweilig. Es passierte zwar so einiges bei den vier Personen, aber ich hatte zum einen nur mit einem Charakter (Clach) gerechnet und zum anderen kam ich nicht dahinter, was sie alle miteinander zu schaffen haben. In der zweiten Hälfte wurde es dann besser, da mehr Licht ins Dunkle kam und ich dann zumindest wissen wollte, was mit Clach passiert. Die Welt war an sich ganz interessant. In der Vergangenheit gab es Götter (an die die Stadtlinge glauben) und Titanen (an die die »wilden« Stämme glauben), die sich gegenseitig bekämpft haben. Danach wurde die Welt neu errichtet. Wie genau das passierte, wird immer in einem kurzen Text vor einem neuen Kapitel erklärt. Diese Infos fand ich ganz interessant, auch wenn ich mir nicht alles merken konnte. Am spannendsten fand ich den unterschiedlichen Umgang mit Nebel. Die Stämme haben damit gar kein Problem, leben draußen und haben sich an den dicken Schleier gewöhnt. Die Städte haben das Problem mittels Kuppeln gelöst. Die Arkanisten haben eine Art Barriere errichtet, die den Nebel draußen hält. Die Städter glauben, dass der Nebel ihnen gefährlich werden kann. Darauf wird aber nicht näher eingegangen. Da der Nebel so eine wichtige Rolle spielt, dachte ich ja auch erst, dass die Nebelmacher etwas Besonderes sind oder zumindest etwas Cooles könnten. Sie sind etwas Besonderes, aber ich fand es dennoch lahm. Insgeheim hatte ich die Hoffnung, dass die den Nebel auch bewegen und befehligen können. Somit gibt es einige gute Ansätze, die mich aber nicht vom Hocker gerissen haben. Das Ende hat es dann auch nicht mehr reißen können. Endlich wird vieles geklärt und es ist auch klar, wie alles miteinander zusammenhängt. Allerdings habe ich fast nur noch drauf gewartet, dass es vorbei ist. Das Finale selbst halt mich noch packen können, war sogar spannend und interessant, aber danach wollte das Buch einfach nicht aufhören. Zudem endet es ziemlich offen und bringt da noch ein Element, was für mich vollkommen unnötig war. Das hat mir dann sogar die letzte Lust am Lesen vermiest. Leider. Fazit: Ein düsterer High-Fantasy-Roman in dem viel Potential steckt. Allerdings denke ich, dass einiges gekürzt hätte werden können, selbst wenn die Auflösung am Ende nicht ganz so doof war. Auch der Stil kam bei mir nicht an. Ich mag durchaus detailliertere Beschreibungen, aber mir war es hier einfach zu viel. Ich hatte das Gefühl, nicht vorwärts zu kommen, da auch das Tempo immer gleich blieb, sodass ich nur schwer gepackt wurde. Gute Ansätze, aber leider nicht mein Fall. Von mir gibt es nur 2 von 5 Herzen!

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