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Rezension zu
Hilfe, ich bin zu nett!

Ein sehr gelungener Rundblick aufs Thema Nettsein - und warum wir es manchmal lieber lassen sollten

Von: Michelle T.
02.10.2022

Ingo Nommsen, bekannt von Bühne und Fernsehen, nimmt uns in seinem zweiten Buch „Hilfe, ich bin zu nett!“ mit auf eine Reise in die Welt derjenigen, die nicht Nein sagen können. Hauptcharaktere sind die Kollegen, die immer die Nachtschicht übernehmen; die Mütter, die bereitwillig die halbe Nachbarschaft zum Fußballtraining mitnehmen und auch diejenigen, die immer lächeln, obwohl sie innerlich eigentlich am liebsten ausrasten würden. Als netter Mensch hat man es nicht leicht, sagt Ingo Nommsen. Mit einer sehr bildhaften Sprache beschreibt Nommsen detailliert, wie Verdrängungsmuster und das triste Hamsterrad namens Alltag Selbstzweifel auflösen und jegliches Selbstbewusstsein im Keim ersticken. Es gelingt ihm, mit viel Gefühl das Thema Tod zu enttabuisieren und er beschreibt darüber hinaus, warum man als Weltmeister in der Verdrängungsdisziplin keine Medaille verdient hat. Eingefahrene Muster im Alltag gehen, was physisches wie mentales Frustfressen angeht, Hand in Hand mit Verdrängung. Aber selbst die dickste Fassade bröckelt irgendwann. Während die ersten Seiten durch den lockeren Schreibstil schnell gelesen sind, hat man im Laufe des Buches des Öfteren den Eindruck, die Inhalte hätten auch in einem kürzeren Rahmen dargestellt werden können. Wer der Inhalte überdrüssig wird, kann sich aber zumindest an ausgefeilten Satzstrukturen und cleveren Witzen erfreuen. Mit einer großen Portion Humor und Selbstironie gelingt Nommsen ein Rundumblick rund um das Thema Nettigkeit: In welchen Lebensjahren fängt sie an und kann man vom einen auf den anderen Tag beschließen, damit aufzuhören? Die eigene Persönlichkeit kann man nun mal nicht einfach umtauschen, teilweise muss man in den sauren Apfel beißen und sich so akzeptieren, wie man ist, während man an einigen Aspekten schrauben kann. Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit erfolgt bereits im Kindesalter. Vor allem das Verhalten der engen Bezugspersonen nimmt aufgrund der Vorbildfunktion, die sie einnehmen, immensen Einfluss darauf, zu welcher Art Mensch wir uns entwickelt. So beschreibt Nommsen ausführlich die Harmoniesucht seiner Mutter und wie diese dazu geführt hat, dass es zuhause selten Streit gab. Heute unterscheidet er zwischen kontroversen Unterhaltungen, kleinen Disputen und ausgewachsenen Streitigkeiten, damals wurde aus der Angst vor dem Konflikt alles über einen Kamm geschert. Mit einer Spitzendiplomatin zur Mutter waren sogar Streitigkeiten unter Nommsen und seinem Bruder die Seltenheit. Ein sehr gelungener Blick auf die Vergangenheit, sehr nah an seiner eigenen Lebensgeschichte, gibt Ingo Nommsen Lebensweisheiten an die Hand und versucht so zu vermitteln, wie auch harmoniebedürftige Menschen in Zukunft öfter Nein sagen können.

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