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Rezension zu
Prosaische Passionen

Tolle Sammlung!

Von: Naraya
10.11.2022

Jahrhundertelang spielte Literatur von Frauen nur eine untergeordnete Rolle. Autorinnen wurden bewusst unsichtbar gemacht; stattdessen wurde darauf verwiesen, dass es in einer bestimmten Epoche eben keine oder nur wenige bedeutende schreibenden Frauen gegeben habe. Mit der vorliegenden Ausgabe rückt der Manesse Verlag Schriftstellerinnen der Moderne nun ins rechte Licht. Herausgegeben von Sandra Kegel ist so eine bemerkenswerte Anthologie entstanden, die weibliches Schreiben aus mehr als 50 Ländern gebührend würdigt. Der Fokus der – übrigens auch wunderschön anzusehenden – Ausgabe liegt auf Kurzprosa. Konkret wurden Autorinnen der Geburtenjahrgänge 1850 bis 1921 ausgewählt; mit Ausnahme der 1844 geborenen Sofja Tolstaja, die den Anfang macht. Die ingesamt 101 Short Stories umfassende Sammlung endet mit der 1921 geborenen Eileen Chang und enthält viele große, bekannte Namen: Selma Lagerlöf, Charlotte Perkins Gilman, Else Lasker-Schüler, Virginia Wolf, Agatha Christie, Simone de Beauvoir, Tove Ditlevsen – um nur einige zu nennen. Übersetzt wurde dabei aus 25 Sprachen, teilweise zum ersten Mal oder komplett neu. Ob es ein typisch weibliches Schreiben gibt, ist bereits vielfach diskutiert worden. Deutlich wird in dieser Anthologie aber, dass Frauen durchaus andere Themen umtreiben als Männer. So beschäftigen sich die Texte oft mit der zwanghaften, einengenden Struktur der Ehe und dem Wunsch nach Unabhängigkeit. Darüber hinaus sind die ungerechte, stereotype Verteilung von Aufgaben (Männer im Beruf, in der Außenwelt, Frauen im Haushalt, in der Innenwelt) ebenso Motiv, wie sexuelle Selbstbestimmung oder Mutterschaft. Interessant ist hierzu auch das Nachwort der Herausgeberin. Eine Sammlung wie diese erfordert immer eine gewisse Auswahl, welche in „Prosaische Passionen“ jedoch sehr gut gelungen ist – sei es, was Inhalt oder Struktur der Texte oder den Kulturkreis der Autorinnen betrifft. Meine einzige, winzige Kritik ist, dass oftmals Auszüge aus Romanen verwendet werden, wodurch der Kontext fehlt. Umso größer die Motivation, die Sammlung als Startpunkt für weitere Lektüre zu verwenden.

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