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Rezension zu
Töchter Haitis

Eine besondere Lektüre

Von: Lesereien
05.01.2023

Eine Protagonistin, die sich in einem Bürgerkrieg wiederfindet und selbst zum Feindbild wird: Lotus wird vor dem haitianischen Bürgerkrieg als Tochter einer Prostituierten in Port-au-Prince geboren. Ihre Mutter stirbt früh, ihren Vater kennt sie nicht. Lotus‘ Schicksal ist bestimmt durch ihre Hautfarbe, beziehungsweise ihre ethnische Abstammung: sie ist biracial. Im Roman ist von Mulattin die Rede, eine Selbstbezeichnung, die im haitianischen Kontext wertfrei ist (wie der Verlag in der editorischen Notiz anmerkt). „Und erneut wird das Zwiegespräch meines Erbes in meinem Inneren zu einem kleinen Duell, zu einem furchtlosen Kampf ohne Sieger oder Besiegten.“ Lotus ist eine eigenwillige Protagonistin, wird geplagt von Geistern, von Vergangenem, von der Familiengeschichte. Sie schwelgt in Ich-Bezogenheit und leidet unter Visionen und Halluzinationen. Ihren Platz in der Gesellschaft findet sie lange nicht und irrt durch das eigene Leben. Deshalb ist es mir anfangs auch schwergefallen, einen Zugang zur Geschichte zu finden. Glücklicherweise ändert sich das mit Lotus’ Entwicklung. Sie beginnt, sich Gedanken um ihr Land zu machen, wird ernsthafter und besonnener. Das ist auch notwendig, damit der Roman sich den gesellschaftlichen und politischen Unruhen widmen kann und diese auf eine Weise erzählen kann, die den Leser zu bewegen weiß. Und das tut er. Er porträtiert die Armut der einheimischen Bevölkerung, die Ausbeutung und die Hungerlöhne vor dem Bürgerkrieg und stellt die Entwicklungen dar, die letztlich zum Hass und zum Krieg führen. Gleichzeitig spiegelt er die Rolle und die Kämpfe der Frauen wider. „Aber wir befinden uns nicht in Kriegszeiten, nein, schlimmer, wir befinden uns in Zeiten des Hasses.“ Für mich war es eine besondere Lektüre, durch die ich eine bedeutende haitianische Schriftstellerin kennengelernt habe und viel über die Geschichte Haitis gelernt habe. In dieser Hinsicht kann der Roman als ein Ausgangspunkt für noch mehr Recherchen und für die Entdeckung weiterer haitianischer Schriftstellerinnen dienen.

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