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Rezension zu
Die leuchtende Republik

Ein Roman von düsterer Schönheit

Von: buecherundschokolade
16.01.2023

Die leuchtende Republik von Andrés Barba ist das verstörendste und gleichzeitig poetischste Buch, das ich seit Langem gelesen habe - so viel vorneweg. In der fiktiven lateinamerikanischen Provinzstadt San Cristóbal am trägen und schlammigen Eré-Fluss leben die Bürger in relativem Wohlstand und relativer Sicherheit (vom gelegentlichen Narcos-Mord einmal angesehen). Armut kennen sie nur von den Indigenen aus dem Eré-Stamm, aber die empfinden sie als pittoresk. Doch der Alltag der Stadt wird empfindlich gestört, als plötzlich fast drei Dutzend namen- und elternlose Kinder in der Stadt auftauchen, die betteln und stehlen und eine unbekannte, unverständliche Sprache sprechen. Niemand weiß woher sie kommen oder wer sie sind. Und warum üben sie eine so große Anziehungskraft auf die wohlbehüteten Kinder San Cristóbals aus? Während die Stadtbewohner zwischen Mitleid und Hass schwanken, schaukeln sich die Ereignisse immer weiter hoch bis zu einem furchtbaren Höhepunkt… Dabei stellt der Roman ganz wesentliche Fragen. Kann man Gewalt mit Gewalt beantworten? Wie verhält sich die Mehrheitsgesellschaft gegenüber Fremden? Wie viel Schuld können Kinder auf sich laden? Welche Schuld trifft die, die wegsehen? Auch die populistischen Reflexe in der leicht korrupten, leicht unfähigen Stadtpolitik sind seltsam vertraut: Aktionismus, härteres Vorgehen, härtere Strafen. Alles ohne positive Resultate. Der Roman des in Argentinien lebenden Spaniers Barba erinnert an die herausragenden Werke des magischen Realismus, an Gabriel García Márquez oder Miguel Ángel Asturias. Allerdings handelt es sich um einem im düsteren Gewand daherkommenden realismo mágico. Ein sprachlich wie inhaltlich anspruchsvolles, glänzendes Buch und daher eine große Leseempfehlung.

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