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Rezension zu
Verlust

Die Trauer eines Vaters

Von: Andrea Hübner
27.07.2015

Mein Eindruck: Paul Harding beschreibt in diesem Buch die Trauerarbeit und –bewältigung eines Vaters, der sein Kind auf tragische Weise verloren hat. Wie bereits der Vorgängerroman „Tinkers“ spielt auch „Verlust“ in der fiktiven Kleinstadt Enon in Main. Für „Tinkers“ erhielt Harding den begehrten Pulitzerpreis. „Verlust“ ist in der Ich-Form verfasst und dreht sich zum Großteil nur um Charlie Crosby, seine Trauer, sein Leben, seine Vergangenheit und seine Sucht. Das mag nun etwas langweilig erscheinen, was es aufgrund der Wortgewandtheit Hardings jedoch nicht ist. Diese kommt während des ganzen Buches zum Tragen, aber ganz besonders, als er über das Obsidianmädchen erzählt. Je weiter er Charlie in die Drogensucht abrutschen lässt, umso wirrer werden dessen Rauscherlebnisse. Ja wirr, aber nicht chaotisch. Hardings Schreibweise hat das gewisse Etwas, das den Leser fesselt, ohne dass es sich bei seinem Buch um einen Thriller oder Kriminalroman handelt. Bis ins kleinste Detail geht er auf Begebenheiten der Vergangenheit Charlies ein, ohne langweilig oder gar langatmig zu werden. Seine Schilderungen der Umgebungen und der Natur wähnen den Leser persönlich anwesend zu sein. Platte Wortspielchen sucht man bei Harding vergebens, eher die Kunst eines Autors, der es versteht mit der Vielfältigkeit der Sprache umzugehen. In seiner Übersetzerin Silvia Morawetz fand er die perfekte Partnerin, um die Übersetzung dieses Romanes ebenso stilsicher durchzuführen, wie er diesen in seiner Sprache zu Papier brachte. Zu Anfang steigt der Autor etwas verstörend in die Geschichte ein, denn gleich an den Anfang setzt er den Tod des Kindes und den Schock der Eltern. Aber genau darauf baut er die Trauerarbeit der Eltern auf und zeigt, wie sehr ein Vater zu leiden in der Lage ist. Diesen Vater lässt er nicht plötzlich und ohne Vorwarnung abstürzen, denn das wäre Paul Harding zu banal. Viel mehr stößt er den Vater in eine Endlosschleife, die diesen immer weiter hinunter zieht und aus der er keinen Ausweg sieht. Ob die Wirkungsweisen der erwähnten Medikamente wie beschrieben sind, kann ich nicht beurteilen, aber es ist davon auszugehen, dass jemand der so stilsicher im Umgang mit der Sprache ist, die Recherche nicht auf Sparflamme kochen läßt. Das Cover ist meiner Meinung nach perfekt gewählt. Die Bäume im Wind verleiten dazu, sich Gedanken zu machen. Ebenso wie Paul Harding den Protagonisten immer wieder in Erinnerungen an seine Tochter, seine Frau und seine Erlebnisse mit dem Großvater abschweifen lässt, die er gerne noch mit Kate nacherlebt hätte. Mein Fazit: Ein Buch das zu Herzen geht, aber zu keinem Zeitpunkt kitschig ist. Allerdings ist es keine Sonntagnachmittagslektüre, denn dafür ist das Thema dann doch zu Ernst und berührend. Danksagung: Mein Dank geht an den Luchterhand Literaturverlag, der mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte, ebenso bedanke ich mich bei der Verlagsgruppe Randomhouse dafür, dass ich auf Cover und andere Hilfsmittel in Verbindung mit dieser Rezension zurückgreifen durfte.

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