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Rezension zu
Das Unrecht

Ein schwerwiegender Verrat

Von: Barbara Diehl
20.05.2023

Ein schwerwiegender Verrat Bamberg 2016: Annett und Volker sind seit 25 Jahren verheiratet, die Kinder sind längst erwachsen und Annett möchte endlich wieder in ihren Beruf zurückkehren. Volker möchte, dass seine Frau in seiner Firma einsteigt, diese wiederum möchte genau dieses nicht, auch, weil es in ihrer Ehe aktuell nicht ganz so harmonisch zugeht. Zudem geht es gerade wieder auf den Herbst zu, eine Zeit, in der Annett jedes Jahr aufs Neue unruhig wird und versucht herauszufinden, was im Herbst 1988 passiert ist. Damals, als sie mit ihrem Freund Micha versucht hat, den Zwängen der DDR zu entfliehen. Obwohl sie garantiert niemandem von ihren Fluchtplänen erzählt hatten, wurden sie verraten. Von Micha fehlt seit dem Tag der Flucht jede Spur, Annett saß für einige Zeit wegen „Staatsflucht“ hinter Gittern. Da ihr aktuell alles zu viel wird, fährt sie nach Wissmar – ihrer ehemaligen Heimat. Annett muss endlich herausfinden, wer sie damals verraten hat. Wissmar 1988: Peggy, Sandro, Volker, Mischa und Annett, fünf Freunde, die sich regelmäßig ein einer alten Villa treffen. Im Inneren der Villa träumen sie von Freiheit, außerhalb der Villa müssen sie sich dem Sozialismus der DDR unterwerfen. Nicht wissend, dass ein Jahr später die Mauer fallen wird, planen Mischa und Annett ihre Flucht mit dem Boot. Sie achten peinlich genau darauf, dass niemand – wirklich niemand! – von ihrem Plan erfährt, auch nicht ihre Freunde; um sie nicht in Gefahr zu bringen. Trotzdem misslingt ihre Flucht, jemand muss sie verraten haben, anders ist es nicht zu erklären, denn der Fluchtplan war wasserdicht. Noch 28 Jahre danach wird Annett von der Frage gequält, wer sie damals verraten hat?! Mit „Das Unrecht“ legt Ellen Sandberg ihren 6. Spannungsroman vor. Wie in jedem ihrer Bücher befasst sie sich auch hier mit den Themen Schuld und Verrat, Unrecht und Gerechtigkeit, oft in Zusammenhang mit den dunklen Kapiteln der deutschen Vergangenheit; hier geht es um die Stasi-Machenschaften in der ehemaligen DDR, wo Bespitzelungen nicht vor Freunden halt machte und Denunzianten durchaus in der eigenen Familie zu finden waren. Fünf Freunde, die den Sozialismus satt haben, aber keine wirkliche Chance sehen, dem zu entkommen – es sei denn sie nehmen das Risiko in Kauf, auf der Flucht geschnappt zu werden. Annett und Mischa wagen die Flucht – und scheitern. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen befinden wir uns im Jahr 2016 und zum anderen in der Vergangenheit, im Jahr 1988 in Wissmar/DDR. Nachdem sie aus der Haft entlassen wurde, hat Annett Volker geheiratet; nicht ihre große Liebe, denn das war Micha, aber auch ein Freund aus ihrer Jugendzeit. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven aus der Sicht von Volker und Annett wird schnell klar, dass es sich bei Volker um einen Menschen handelt, der immer und überall die Kontrolle behalten muss; insbesondere, wenn es sich um seine Frau handelt. Sein Verhalten würde man heute mit den Begriffen „toxisch“ und „stalkend“ beschreiben. Von Anfang an ein absoluter Unsympath, was sich im Laufe der Geschichte auch nicht ändert. Annett ist eine sympathische Frau, die sich in den letzten Jahren um Mann und Kinder gekümmert hat und nun zwei Dinge in ihrem Leben ändern möchte. Zum einen möchte sie gerne wieder in ihren Beruf zurückkehren, zum anderen muss sie – um ihren Frieden mit der Geschichte machen zu können – endlich herausfinden, was vor 28 Jahren passiert ist. Beide Vorhaben prallen bei ihrem Mann auf absolutes Unverständnis, es sei denn, sie würde in seiner Firma arbeiten (wo er sie unter Kontrolle hätte). Annett lässt sich jedoch nicht abhalten und fährt nach Wissmar. Dort arbeitet sie u. a. auch das Verhältnis zu ihrer Mutter auf. Annett findet tatsächlich Antworten auf all ihre Fragen und nach und nach setzen sich die einzelnen Puzzleteile zu einem schrecklichen Bild zusammen, das einerseits für mich als Leser irgendwie logisch, gleichzeitig aber auch schockierend war. Mit dem Ende der Geschichte hatte ich gedanklich ein paar Tage zu tun, weil es gar keinen anderen Schluss hätte geben können – und trotzdem hat es mich eiskalt erwischt. Der Schreibstil der Autorin ist – wie in allen anderen Büchern zuvor auch – leicht und flüssig zu lesen, die unterschwellig wachsende Spannung lässt mich an den Seiten kleben. Alle Charaktere haben die notwendige Tiefe, so dass man sich in sie hineinversetzen kann um ihre Handlungen und Dialoge zu verstehen und herausragende Charakterzüge (positiv wie negativ) werden realistisch beschrieben. Die Kapitel haben die richtige Länge und enden an den richtigen Stellen, um in mir den Wunsch zu wecken, weiterlesen zu wollen. Ellen Sandberg versteht es, mich mit ihren Geschichten ausnehmend gut zu unterhalten und ich freue mich schon jetzt auf das nächste Buch von ihr. Ich danke der Autorin Ellen Sandberg, dem Penguin-Verlag sowie dem Randomhouse Bloggerportal für die Überlassung des Leseexemplares.

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