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Rezension zu
Treue und edle Nacht

Nachtumwölkt, sanft und nachdenklich

Von: Petras Bücher-Apotheke
11.06.2023

Nein, liebe Louise Glück, ich glaube Ihnen nicht. Dass, wenn man erst einmal begonnen hat, es nur noch Enden gibt. Es hat jede Menge Anfänge und einem jeden wohnt ein Zauber inne. Wir wissen das, seit ihrem Dichter Kollegen Hermann Hesse und seinen Stufen. Das Aufschlagen, Ihres Lyrikbandes 《Treue und edle Nacht》, der im Original bereits 2014 erschien, ist auch ein solcher für mich. Ein Anfang, dem ein Zauber innewohnt. Ein samtener, nachtschwarzer, traumartiger, wunderschöner Anfang. Einer, dem man kein Ende wünscht, sondern eine Verlängerung. Ihre nachtumwölkten Verse von 2014, sind seit Mai in deutscher Übersetzung und dankenswerter Weise zweisprachig erhältlich, so dass ich immer auch, nach links rüber schielen und Ihrem Ton nachspüren konnte. Bewundern kann, wie Uta Gosmann, selbst Lyrikerin, diesen aufgreift, Entsprechungen findet, ihm im Deutschen einen Widerhall gibt. Ihre Verse, Frau Glück, kennen kein Maß und doch haben sie eines. Sie öffnen mir Türen zu Träumen und Orten, an denen man traurig sein darf, still, leise, aber auch Held:in. Der Wind streicht sacht durch die Vorhänge, wir fragen uns beide, welches Geräusch er wohl macht, wenn er durch nichts streicht. Er berührt meine Haut während ich lese und meine Härchen stellen sich auf. Oder ist es Ihrer Worte wegen? Die sanft sind, mich anfassen, mich verweilen lassen, im Dazwischen, zwischen den Zeilen. Die voll von Abenteuern sind, von Vermissen und Schattenrissen. Niemals ist es mehr Nacht als um Mitternacht. Die Stunde der Nacht, der man nachsagt, die Lebenden und die Toten könnten sich in ihr begegnen. Auch sie darf bei Louise Glücks Betrachtungen nicht ausgelassen werden, und nicht nur das, ihre Verse unter dieser Überschrift gehörten mit zu meinen liebsten, hier ein Auszug, in der Sammlung zu finden auf Seite 79: "Mitternacht" : Endlich umfing mich die Nacht; ich schwebte auf ihr, vielleicht in ihr, oder sie trug mich, wie ein Fluss ein Boot trägt, und wirbelte gleichzeitig über mir, mit Sternen übersät und dennoch finster. Für diese Augenblicke lebte ich. Ich war, so fühlte ich, geheimnisvoll über die Welt erhoben, sodass alles Tun endlich unmöglich war, was das Denken nicht nur möglich machte, sondern grenzenlos. Langgedicht oder Kurzgeschichte? Treue und edle Nacht ist beides. Elegant und nachdenklich, sich eng um einen inneren Kern schmiegend, der Tod und Verzweiflung kennt, aber auch Licht und Hoffnung. Alles fließt. So wie ein Tag sich an jede Nacht anschließt. Es muss sich nicht immer reimen was Sinn macht. Aber es darf. Ab und an tut es das auch, während die Nächte sich wie ein roter Faden durch die Seiten ziehen. Manchmal auch Nebel, aufblitzende Lichter. Bis der letzte Satz mich einfängt. Der mir von einem Paar im Park erzählt. Von einem sich öffnenden Herzen und einer Spieluhr, wie ich selbst einmal eine hätte. Aus Perlmutt, ausgeschlagen mit rotem Samt und wenn sie aufsprang drehte sich eine Ballerina vor einem Spiegel. Allein. Niemand ist allein. Sagt der Vers. Vielleicht. Aber doch.

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