Rezension zu
Upgrade

𝐔𝐩𝐠𝐫𝐚𝐝𝐞: Recherchiert, gesellschaftskritisch, beklemmend – jedoch kein Vergleich zu „Gestohlene Erinnerung“. Wir betreten eine durch Naturkatastrophen, Hungersnöte und Genmanipulation veränderte, zerstörte Realität. Logan Ramsay, der sich aufgrund eines unbekannten Virus stark von anderen abhebt, fungiert für überhebliche Wissenschaftler, die ein Umdenken im menschlichen Verhalten nicht in Betracht ziehen, als regelrechte Laborratte, bis ihm die Flucht gelingt – doch ist es für die Rettung der Welt nicht längst zu spät? Blake Crouch bindet in seinem neuen, dystopisch angehauchten, mit Thrill-Vibes bestückten Roman hochaktuelle, brisante Themen ein, stellt ethische Frage und regt zum Nachdenken an. Jedoch wirkt die Storyline aufgrund der Fakten und detailreichen Erklärungen häufig zäh und langatmig, die Spannung wird stellenweise von Einzelheiten verschluckt und das Gefühle eines Sachbuchs drängt sich in den Vordergrund. Dies tut jedoch der beklemmenden Atmosphäre, die die schockierende, wahrscheinlich gar nicht so ferne Zukunftsvision einhüllt, keinen Abbruch. Auch die wissenschaftlichen Zusammenhänge sowie Gedankengänge des Handelnden wurden verständlich und nachvollziehbar dargelegt. „Upgrade“ wird aus der Ich Perspektive erzählt, was es theoretisch leicht macht, eine Verbindung zum Protagonisten aufzubauen, Logan und seine eigene Geschichte fand ich zwar durchaus interessant, jedoch blieb er für mich unnahbar. Das Bild, welches auf malerische, passende Art von der Erde gezeichnet wurde, war in dem hier erschaffenen Szenario die einzig echte, logische Konsequenz. Es benötigt Geduld und Konzentration, sich in das komplexe Setting und die herrschenden Gegebenheiten einzufinden, Wendungen und überraschende Ereignisse halten den Wunsch, weiterzulesen und die zahlreichen Geheimnisse zu ergründen, aufrecht, wenn auch im Mittelteil wenig Action wartet. Am Ende nimmt die Handlung nochmal Tempo auf und lässt einen nachdenklichen Leser zurück. Crouch ist unumstritten ein hervorragender Erzähler, der es schafft Fiktion, Thrill und Wissenschaft zu kombinieren, mit seinen Ideen zu faszinieren. Obgleich es ein gewisses Maß an „zu viel“ inkl. Längen gibt, ist auch „Upgrade“ ein Roman, der mit seinem schockierendem Szenario und der Düsternis auf originelle Weise unterhält.