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Rezension zu
Kälte

Hoffnungslosigkeit

Von: Michael Sterzik
05.08.2023

Sind wir alleine im Universum? Mathematische Wahrscheinlichkeit spricht absolut dagegen – wir können ja noch nicht einmal die Grenzen des Universums, der Galaxie feststellen. Und wenn wir von „Leben“ sprechen – dann meinen wir damit intelligentes Leben. Bekannte Wissenschaftler hatten schon vor vielen Jahren davor gewarnt, sollten wir von Aliens besucht werden – könnten diese mit einer deutlichen Wahrscheinlichkeit uns nicht friedlich begegnen. Technisch gesehen wären sich uns in jedem Fall überlegen, ob sie uns dann als minderwertige Lebewesen interpretieren, sei dahingestellt. Ihre Vorstellungen von Moral und Ethik könnten sich stark unterscheiden. Und was spricht gegen die Theorie, dass unser Planet für Alien nur eine Ressource wäre, ggf. eine Kolonie, die man unterwerfen kann? Steht unserem blauen Planeten, der Menschheit ein Exodus bevor – oder können wir uns gegen diese extraterrestrische Bedrohung, unsere Vorurteile, unseren Neid, unsere Angst vor Veränderungen, unsere Machtansprüche vereinen – und somit unabhängig der Staatenzugehörigkeit, der Rasse, der Religion eine Einheit sein? Tom Rob Smith hat in seinem neuesten Roman: „Kälte“ einen dystopischen Thriller verfasst. Unsere Erde in naher Zukunft. Eines Tages tauchen am Himmel gewaltige Raumschiffe auf, die der Menschheit eine Botschaft übermitteln: »Ihr habt 30 Tage Zeit, um die Antarktis zu erreichen. Jeder, der es bis dahin nicht schafft, wird vernichtet.« Diejenigen, die diesen Wettlauf gegen die Zeit gewonnen haben, erwartet ein hartes Schicksal in der eisigen Kälte. Doch einige Wissenschaftler in der McMurdo-Station fassen einen Plan: Sie wollen menschliche und tierische DNA vermischen, um eine neue Art von Mensch zu erschaffen, der in der brutalen Umgebung überleben kann. Mit fatalen Folgen für das, was von der Menschheit noch übrig geblieben ist …(Verlagsinfo) „Kälte“ ist ein absolut düsterer Roman, der nur eine Botschaft übermittelt – Hoffnungslosigkeit – das Ende der Menschheit – dass nicht nur die Aliens herbeigeführt haben, sondern auch in unserer eigenen Verantwortung liegen. Unsere Überheblichkeit, unsere Naivität und die eben genau diese Uneinigkeit sind letzten Ende Schuld daran, dass wir in diesem Roman vernichtet werden. Leider erklärt Tom Rob Smith nichts über die Motivation der Aliens, er lässt sie auch sprichwörtlich nicht zu Wort kommen. Selbst innerhalb der Zeitspanne von 20 Jahren, die hier innerhalb der Handlung vergeht, wissen wir nicht, was unseren ehemals blauen Planeten geworden ist. Die Story spielt sich fokussiert nur in der Antarktis ab, ohne dem Leser die Möglichkeit zu eröffnen entstandene Fragen zu beantworten. „Kälte“ vermittelt eine hoch spannende Story, allerdings viele Oberflächlichkeiten bereithält. Der Autor konfrontiert uns aber mit philosophischen Themen, mit Fragen unserer Ethik, wenn wir uns die Frage stellen, ob wir „Gott“ spielen, um mithilfe von fragwürdigen Genmanipulationen der Menschheit eine Überlebenschance zu garantieren. Die erschaffenen Wesen sind keine Menschen, weder äußerlich noch ähneln sie uns psychologisch. Sie sind unterdrückte Gefangene im ewigen Eis – Experimente die entworfen, gezüchtet und auch entsorgt werden – ohne dass die Schöpfer darüber nachdenken, was sie diesen einzelnen Individuen antun. Die unmenschlichen, menschlichen Fehler eskalieren – Die Geschöpfe wenden sich gegen Ihre Schöpfer, mit einer brutalen, rücksichtslosen Strategie, die nur einen Lösungsvorschlag zeigt – einer endgültigen Vernichtung. Doch vorher erzählt der Autor auch von der größten Völkerwanderung der Menschheit. In eine Region, die unwirtlicher nicht sein, es stehen den Überlebenden kaum mehr Möglichkeiten zur Verfügung, Ressourcen abzubauen, ihre Technologie zu retten und einzusetzen. Es sterben Milliarden von Menschen, auch führende Köpfe der Wissenschaft und Forschung, die ihr Wissen keinen Erben geben konnten. Familien werden getrennt – es gibt eine Altersgrenze derjenigen, die gerettet werden – obwohl diese Rettung auch mit einem hohen Risiko verbunden ist, dabei zu sterben. Die Figuren sind überschaubar und trotz aller Hoffnungslosigkeit, die die Story bereithält, stemmen diese sich gegen die unumstößliche Gewissheit am Ende zu sein. Das „Überleben“ steht im Vordergrund, mit allen Mitteln, mit allen Konsequenzen. Auch die „Wesen“ aus dem „Labor“ haben ihren Auftritt auf dieser Falltür der Menschheit – aber hier hat man am Ende des Romans den Eindruck, die Geschichte muss weitergehen – insgesamt glaube ich daran, dass dieser Roman fortgesetzt werden dürfte. „Kälte“ – Die Spannung ist nicht unter dem Nullpunkt – und eine gewisse Gefühlskälte transportieren die überlebenden Menschen, einen Panzer aus Methoden, die ein Überleben einfacher machen könnten. Es gibt wenig Nebenhandlungen, hier konzentriert man sich, um die Story möglichst schnell anhaltend spannend aufzustellen, was auch gelingt. Da es sich um einen Zukunftsthriller handelt, kann man von einer Authentizität nicht sprechen. Wir bekommen einen Einblick über die letzten „Städte“ der Überlebenden in der eisigen Kälte, aber hier werden die sozialen, gesellschaftlichen Strukturen inhaltlich nur oberflächlich erklärt. So viele offene Fragen – aber dennoch schafft es der Autor, diesen Roman interessant zu machen. Die Atmosphäre der gesamten Story ist düster, negativ, ohne Hoffnung und je länger man über die Szenen nachdenkt, kommt man zu dem Entschluss, dass das Ende der Menschheit hier eingeläutet wurde und die Apokalypse in zwei Sekunden eintritt. Fazit „Kälte“ konfrontiert uns mit vielen philosophischen Fragen, die jeder für sich selbst beantworten muss. Eine eiskalte Story, die uns aufzeigt, dass der schnelle Tod vorzuziehen ist, oder spielen wir „Gott“ und zinken dabei die Würfel? Empfehlenswert – aber nichts für seichte Gemüter. Michael Sterzik

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