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Rezension zu
Der Duft von bitteren Orangen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Tragisch-schön und hochaktuell

Von: Livia
07.08.2015

Meine Meinung: Dieses Buch wollte ich eigentlich sofort nach seinem Eintreffen bei mir lesen. Nur ist irgendwie immer etwas von meinem SuB dazwischen gekommen :-) Ich war total gespannt auf das Buch und hoffte, durch diese Lektüre ein wenig mehr über den Nahostkonflikt zu erfahren, den ich zwar fast täglich in den Medien mitkriege, dessen Hintergründe ich aber viel zu wenig kenne. Da ich aber der Meinung bin, dass auch diese Konflikte, die nicht direkt vor unserer Haustür stattfinden, uns alle angehen und da ich mich als Kunstschaffende beauftragt fühle, mir alle möglichen Informationen zu aktuellen Themen zu beschaffen, war klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste. Und es hat mich nicht enttäuscht, sondern einfach nur begeistert. Die Autorin, selber ein Kind einer jüdischen Mutter und einem muslimischen Vater aus Palästina, weiss, wovon sie spricht und sie schafft es nicht nur, ein differenziertes Bild beider Kulturen und des vorherrschenden Konfliktes zu zeichnen, sie vergisst dabei auch nicht, die Schönheit und Vielfalt der beschriebenen Länder in schillernden Farben zu zeichnen. Dies geht ja leider im ganzen Kriegsgeschehen und in den Berichterstattungen darum immer wieder unter. Im Zentrum des Buches stehen die Liebesgeschichte um Judith und Salim und die Lebensgeschichten ihrer Familien. Diese reagieren gar nicht begeistert, als sie von der jungen Liebe zwischen Judith und Salim erfahren und halten mit ihrer Kritik nicht zurück. Bald zeigt sich, dass der Grat zwischen Freund und Feind sehr schmal sein kann und dass es nicht immer einfach ist, Hilfe zu finden, ohne gleich zu Gegenleistungen angehalten zu werden. So sind die beiden immer mehr gezwungen, sich von ihrem gewohnten Umfeld zu distanzieren und sich eine eigene Wirklichkeit und ein eigenes Leben aufzubauen. Nur ist da immer noch dieser andauernde Krieg und immer mal wieder überschatten die Geister der Vergangenheit ihr zerbrechliches Glück. Schreibstil und Handlung: Claire Hajajs Schreistil hat mich sofort in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Er ist vielfältig, bunt, detailliert und sehr feinsinnig und die Autorin schafft es immer wieder, die Gefühlswelt einer Person oder eine Situationsbeschreibung mit wenigen Worten ganz genau auf den Punkt zu bringen. Sie schreckt auch vor tragischen Ereignissen und dramatischen Wendungen nicht zurück und zeigt ihre eigene Trauer über die vorherrschende Situation nicht mit grossem Pathos, sondern mit einer leisen Eindringlichkeit, die mich erschütterte. In der Beziehung zwischen Judith und Salim sehen wir unendlich viel Zerrissenheit, Nähe, Verletzlichkeit, Liebe und auch ganz viele Missverständnisse und was sie als Paar erleben, erleben auch ihr Heimatland und ihre Kulturen in noch viel grösserem Ausmass und was immer wieder unter der Flagge des - leider falschen - Stolzes und der Ehre, des Besitzanspruches und der Vergangenheit ausgetragen wird, wiederholt sich doch immer und immer wieder und erzeugt einen Strudel von Gewalt, Hass und Zerstörung. Was wir in diesem Buch nicht erfahren, ist eine eindeutige Schuldzuweisung, die so wohl auch gar nicht möglich und für die Handlung sicher nicht notwendig ist. Wir befinden uns als Leserinnen und Leser aber immer wieder ganz nahe an der selben Ohnmacht, die alle Beteiligten zuweilen erfasst, lähmt und zu absurden Reaktionen zwingt. Die wunderbar geschichtlich orientierte Handlung, die klar gezeichneten Charaktere und die traumhaft schönen aber blutbefleckten Schauplätze vereinen sich in diesem zwingend lesenswerten Buch zu einem überwältigenden Ganzen und machen aufmerksam auf einen der grössten und am längsten andauernden Konflikt in unserer heutigen Zeit und seine Auswirkungen, die sich nicht nur in Israel und Palästina selber, sondern auf der ganzen Welt abzeichnen. Meine Empfehlung: Bitte lest dieses Buch, verschliesst euch nicht vor dem, was hier beschrieben wird, erkundigt euch, recherchiert, bildet euch eine eigene Meinung und vor allem: prüft euer eigenes Leben und Empfinden auf unverrückbare Vorurteile, auf ungelöste Probleme und auf Situationen, in denen ihr es versäumt habt, um Verzeihung zu bitten und tragt die Saat der Liebe und des Friedens, die ihr bei Judith und Salim findet, immer wieder weit in die Welt hinaus und lasst sie ihre Wurzeln in eurem Herzen schlagen.

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