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Rezension zu
POSTER GIRL - Wer bist du, wenn dir niemand zusieht?

Jahreshighlight 2023

Von: Julia
08.11.2023

Poster Girl setzt dort an, wo Dystopien wie Tribute von Panem aufhören: Das System ist gestürzt, die Regime-Anhänger eingesperrt. Unsere Protagonistin ist Tochter eines wichtigen Politikers in diesem Regime und sitzt ebenfalls im Knast. Zehn Jahre sind bereits vergangen und sie hat ziemlich mit ihrem Leben abgeschlossen, denn die Aussicht auf Freilassung gibt es nicht – bis sie auf einmal ein Angebot erhält, an dessen Ende wirklich Freiheit auf sie zu warten scheint. Not gonna lie: Diese Perspektive ist göttlich. Dystopien enden in der Regel damit, dass ein System gestürzt wurde, wie es weitergeht, erfahren wir nicht. Was haben die Rebellen mit den Leuten aus dem Kapitol gemacht, die zum Teil selbst Grausames getan haben? Haben sie deren Kinder ebenfalls bestraft? Wie macht man weiter, wenn es immer noch Leute gibt, die an das alte System glauben? Sonya, unsere Protagonistin, ist immer noch nach den Werten des alten Regimes geprägt und muss sich während der Geschichte damit auseinandersetzen, während sie die neue Demokratie kennenlernt. Sie ist eine nüchterne, zynische, bittere Protagonistin, was hervorragend zu ihrer Lebensgeschichte passt. Ihre Gedanken sind eingängig, zum Teil philosophisch, in mehrere Richtungen gesellschaftskritisch. Ich markiere normalerweise nichts beim Lesen, aber hier habe ich innerlich oft den Stift rausgeholt. Thematisch greift das Buch vor allem das Social-Scoring-System, wie es z. B. in China eingeführt wurde, auf; Fans von Black Mirror werden sich hier abgeholt fühlen. Es ist ein unangenehmes, eindringliches Thema, das ungeschönt von der Seite der „Bösen“ dargestellt wird. Es ist, das muss man sagen, auch eher ein düsteres Buch, auf das man Lust haben muss; wer gerade lieber fröhliche Lektüre bevorzugt, sollte lieber zu einem anderen Buch greifen. Auch Liebhaber von viel Action sollten sich in eine andere Richtung orientieren – es ist eine eher ruhigere Geschichte, die vom Worldbuilding und den Gedanken und Eindrücken der Prota lebt. Und für mich war es genau richtig und die Quintessenz dessen, was ich lesen möchte. Eine gut durchdachte, düstere, zynische, philosophische Dystopie mit topaktuellen Themen. Eine absolute Empfehlung für alle Dystopie-/Black-Mirror-Fans und mein Jahreshighlight 2023!

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