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Rezension zu
Der Duft von bitteren Orangen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der süße Saft in der bitteren Schale

Von: Frau Goethe
18.08.2015

Salim Al-Ismaeli lebt 1948 auf einer Orangenbaumplantage in Palästina. Der siebenjährige wartet darauf, dass sein Orangenbaum die ersten Früchte trägt, als jüdische Truppen in seine Heimat einmarschieren und seine Familie nach Nazareth flieht. Man hört das Heulen der Sirenen, das Quietschen von Reifen und die Schreie der Menschen, während um sie herum die Bomben einschlagen. Der Hauptstrang dieses Romans handelt von Salim, der als Student in London seine spätere Ehefrau Jude kennenlernt. Sie ist Jüdin. Der Konflikt, der sich schon allein aus den beiden Familiengeschichten ergibt, ist eine Belastung für die junge Beziehung. Beide halten jedoch zusammen und mit der Geburt der Zwillinge scheint das Familienleben perfekt. Offenbar kann man seine Vergangenheit aber nie abstreifen. Das merkt das junge Paar, als Salims Bruder als PLO-Kämpfer Unterstützung von Salim fordert. Für welche Seite er sich auch entscheidet, wird er einen der beiden verletzen. Die britische Autorin mit den Israelischen Wurzeln verdeutlicht in ihrem Roman, wie schwer es ist, Familiengeschichte und Zukunft miteinander zu verbinden. Sie erzählt ihre Geschichte aus Sicht der beiden Liebenden, die vom Wunsch getrieben werden, ihren eigenen Frieden zu finden, jedoch in ihrem Umfeld immer wieder auf Schwierigkeiten stoßen. Nicht nur, dass ihre Familien immer wieder in Zorn geraten, wenn es um verlorenes Land geht und eine unausgesprochene Schuldzuweisung im Raum steht. Besonders Marc, der Sohn der beiden, spürt diese Zerrissenheit und wird damit in seinem Leben nicht fertig. Diese Tragik lässt sich von der kleinen Familie auf das ganze Volk übertragen. Über allem schwebt die Hoffnung, dass irgendwann ein Nebeneinander ohne Waffen möglich ist. Claire Hajajs Debüt fordert, dass der Leser in die Geschichte eintaucht. Der Zugang ist zwar weit offen, gelingt aber nur denjenigen, die sich unvoreingenommen der Geschichte nähern. Der Konflikt im nahen Osten schwelt seit Jahrtausenden und oft hat man den Eindruck, dass niemand mehr weiß, wo der Auslöser war. Beide Völker bestehen nur noch aus Schmerz. Die Situation wird hier auf eine Familie reduziert, deren Ziel es ist, die Liebe zueinander siegen zu lassen. Beide Seiten dürfen ihre Sicht auf die Dinge darlegen und ernten dafür Verständnis beim Leser. Von daher ist das Buch absolut lesenswert für politisch Interessierte.

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