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Rezension zu
Sie sagt. Er sagt.

Was ist die Wahrheit?

Von: Ellinor
27.03.2024

Während es in den letzten beiden Büchern, die ich vorgestellt habe lediglich um eine negative Haltung Frauen gegenüber, um verbale Angriffe ging, wird es diesmal körperlich. In Ferdinand von Schirachs Neuestem Theaterstück „Sie sagt, er sagt“ ist ein Mann angeklagt, seine frühere Geliebte vergewaltigt zu haben. Die beiden hatten eine Affäre, trennten sich jedoch. Mehrere Monate später trafen sie sich zufällig erneut. Die alte Leidenschaft war wieder da und sie schliefen miteinander. Doch die Frau bekam plötzlich Schuldgefühle und bat ihn aufzuhören, was er jedoch nicht tat. Soweit die Anklage. Während des Prozesses werden jedoch verschiedene Seiten aufgezeigt, plötzlich erscheint alles nicht mehr so eindeutig. Beim Lesen musste ich selbstverständlich an Prima Facie denken, welches nur knapp einen Monat zuvor erschien: in beiden geht es um eine Vergewaltung, bei der der vorangegangene S*x einvernehmlich war, die Beteiligten waren jeweils sehr gebildete, beruflich erfolgreiche Personen. Zudem war Prima Facie ursprünglich auch ein Theaterstück. Die Perspektive ist jedoch jeweils eine andere: so begleiten wir in Prima Facie das Opfer, kennen jeden seiner Gedanken; bei Schirach dagegen wohnen wir einer Gerichtsverhandlung bei, können daher die Tatsachen nicht aus erster Hand kennen. Hierdurch wird eine andere Spannung erzeugt, insbesondere durch die unerwartete Wendung am Schluss. Gerade diese fand ich sehr gelungen, sie zeigt auch, wie leicht Zuschauer*innen (oder in diesem Fall eine Leserin) manipuliert werden können. Sie sagt, er sagt ist eine spannende kurzweilige Lektüre, die wieder einmal die Frage aufwirft: warum wird ein Nein nicht als solches akzeptiert?

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