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Rezension zu
Der Wald

Ein außergewöhnlicher Roman mit einer starken zweiten Hälfte

Von: Nicoles Bücherwelt
04.04.2024

Von Geheimnissen und folgenschweren Plänen… Von der Booker Preisträgerin Eleanor Catton ist mir noch gut ihr großartiger Roman „Die Gestirne“ in Erinnerung geblieben. „Der Wald“ ist das neue Buch der Autorin, widmet sich aktuellen Themen und hält einige Überraschungen im Verlauf bereit. Im Mittelpunkt steht eine Gruppe namens „Birnam Wood“ die sich zur Aufgabe gemacht hat, in vernachlässigten Gebieten nachhaltige biologische Gärten anzulegen – oft werden ihnen diese Flächen von den Besitzern zur Verfügung gestellt, wie es auch auf ihrer offiziellen Homepage angegeben ist. Doch in Wahrheit pflanzen und gärtnern sie auch illegal – an Stellen, wo es niemanden auffällt: an Straßenrändern und auf verwahrlosten und vergessenen Grundstücken. Doch das Kollektiv ist nicht rentabel und steht nach mehreren Jahren auf der Kippe. Dann eröffnet sich für die Gründerin Mira Bunting plötzlich eine neue Möglichkeit: Eine abgelegene, scheinbar ungenutzte weitläufige Farm, die an einem Naturschutzgebiet grenzt und seit kurzem durch einen Erdrutsch von der Außenwelt größtenteils abgeschnitten ist – für Mira perfekt zum heimlichen Gärtnern. Doch als sie das Gebiet auskundschaften will, stößt sie auf den Milliardär Robert Lemoine, der das Grundstück von den Besitzern, dem Ehepaar Darvish kaufen möchte und ganz eigene Pläne damit hat. Dennoch ist Lemoine neugierig und bietet Mira an, das Land zu nutzen. Was zunächst nach einem perfekten Handel aussieht, zieht ungeahnte Folgen nach sich. Schon direkt zu Beginn wird der detaillierte Schreibstil und die gute Ausarbeitung der einzelnen Charaktere sichtbar. Neben den Hauptfiguren lernen wird auch die Gardening-Gruppe „Birnam Wood“ sehr gut kennen – von der Entstehung des Kollektivs und ihren Grundsätzen bis hin zu ihrer Arbeitsweise. Schnell wird jedoch auch deutlich, dass der Zusammenhalt der Gruppe selbst immer mehr bröckelt. Dieses spürt man anfangs vor allem zwischen Mira und ihrer besten Freundin Shelley, die neue Pläne für ihr Leben macht. „Sie tat so, als bemerke sie nicht, dass Mira verwirrt zögerte und das Lächeln auf ihrem Gesicht etwas Falsches bekam, als sie sich ihr näherte.“ – Seite 211, eBook Neben Mira und Shelley spielen noch weitere Personen eine zentrale Rolle – einer von ihnen ist der Milliardär Robert Lemoine, bei dem sich schon bald zeigt, dass er einige Geheimnisse hütet… „Und so spürte sie zwar, dass er weiterhin etwas vor ihr verheimlichte, sie spürte aber auch, dass sie es sein würde – sie es sein musste -, die dieses Geheimnis lüftete.“ – Seite 168, eBook In der ersten Hälfte des Romans lernen wir diese Charaktere ausführlich kennen – ihre bisherigen Lebenswege, die unterschiedlicher nicht sein könnten, bis hin zu ihren Zielen, Träumen und (politischen) Einstellungen. Dabei zeigt sich, dass jede/r ganz eigene Pläne hat, die zum eigenen Vorteil genutzt werden wollen. Ab und an zieht es sich in diesen langen Ausführungen etwas, wo ich manchmal unsicher war, ob mich der Roman noch packen wird. Doch dann nimmt dieser überraschend an Fahrt auf: Viele lose Fäden verknüpfen sich, Geheimnisse kommen ans Licht bis hin zu einem Verlauf, der völlig unvorhersehbar ist – hier wird es richtig spannend und ziemlich überraschend – sogar mit einigen Thriller-Elementen. Die gesamten Entwicklungen rund um Birnam Wood und dem Milliardär sind ab einem bestimmten Zeitpunkt packend zu verfolgen – mit einem Ende, das man so nicht erwartet. „Jedes unglückselige Detail ließ sich zu seinem Vorteil nutzen, dachte er, während er zusah, wie Mira in der Dunkelheit verschwand; aus einem anderen Blickwinkel betrachtet konnte jede Schwachstelle der Argumentation zu einem Pluspunkt werden.“ – Seite 242, eBook Mein Fazit: Ein außergewöhnlicher Roman, der in der zweiten Hälfte überraschend an Fahrt aufnimmt. Von verschiedensten Charakteren mit vielen Geheimnissen und ganz eigenen Plänen, die nach und nach aufeinanderprallen und ungeahnte Folgen nach sich ziehen - detailreich und atmosphärisch mit einer guten Figurenzeichnung kommt nach und nach einiges ans Licht. Nach einem eher unscheinbaren und etwas zähem Beginn nimmt die Handlung aber später überraschend an Fahrt auf und wird spannend, überraschend und auch etwas unheimlich. Ein lesenswertes Buch, das aktuelle Themen aufgreift, bewusst an einigen Stellen etwas verschwommen bleibt und zum Nachdenken anregt.

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