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Rezension zu
Du und ich und der Sommer

Süße queere Liebesgeschichte mit Tiefgang

Von: Mirai Mens aka Lesehexemimi
16.04.2024

Nachdem ich bereits mehrere Coming-of-Age-Geschichten gelesen hatte, die in den 80er Jahren spielen, war ich neugierig auf „Du und ich und der Sommer“. Zumal der Ort der Handlung darin ein sowjetisches Pionierlager ist, solche Bücher gibt es ja selten! Als ich dann noch herausfand, dass der Roman in Russland verboten ist, weil es darin um die Liebe zwischen zwei Jungs geht, war ich noch interessierter. Die beiden Autor*innen Katerina Silwanowa und Elena Malisowa mussten wegen LGBTQIA+ „Propaganda“ inzwischen sogar das Land verlassen. In „Du und ich und der Sommer“ geht es um den 16jährigen Jura und den 19jährigen Wolodja. Jura wohnt in Charkiw (so komisch, diesen Namen zu lesen, der heute so oft in den Nachrichten ist) und fährt eher wiederwillig in das Pionierlager Schwalbe, denn dort handelt er sich regelmäßig Ärger ein (Jura ist ziemlich rebellisch) Immerhin: dieser Aufenthalt wird sein letzter dort sein, danach ist er zu alt für ein Ferienlager … Die Zeit in der Schwalbe wird für ihn dann aber interessanter als gedacht, denn es ist mit Wolodja ein sehr junger Gruppenleiter dabei. Jura landet in dessen Theatergruppe, unterstützt ihn bei der Betreuung der ganz Kleinen und die beiden kommen sich mit der Zeit immer näher … Zunächst weiß Jura gar nicht, wie er das einordnen soll. Dass es auch gleichgeschlechtliche Liebe gibt, davon wusste er vorher (fast) nichts und erst langsam findet er heraus, dass das zwischen ihm und Wolodja mehr als Freundschaft ist. Wolodja weiß hingegen schon, dass er schwul ist und fürchtet sich sehr davor, entdeckt zu werden, weil er dann sein Studium in Moskau nicht weiterführen darf. Außerdem ist er davon überzeugt, dass seine Homosexualität eine psychische Erkrankung ist und er Hilfe braucht. Im Buch wechseln sich Teile, die heute spielen (der inzwischen erwachsene Jura ist in die Gegend des alten Pionierlagers gefahren und sucht auf dem Gelände der Schwalbe nach Spuren seiner Zeit mit Wolodja) mit Rückblicken ab. Mit hat „Du und ich und der Sommer“ sehr gut gefallen. Da ist zum einen die Liebesgeschichte, die ich total süß fand - und gleichzeitig auch sehr spannend. Ich habe mit Jura und Wolodja mitgefiebert und konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Vor allem Jura war mir mega sympathisch :) Super fand ich, dass es im letzten Viertel des Buches darum geht, wie sich Juras Leben nach dem Ende des Ferienlagers fortsetzt, er erwachsen wird, nach Berlin emigriert, über die offen queer lebenden Menschen in Schöneberg staunt, sich in Jonas verliebt und sich schließlich auf die Suche nach Wolodja macht. Auch da hab ich mitgefiebert und mit gezittert. Werden die beiden sich wiederfinden? Und dann …? Werden sie sich erkennen und - noch mögen? Ein bisschen langweilig fand ich dagegen die Passagen weiter vorne, in denen Jura über das verlassene und zerstörte Gelände der Schwalbe stapft und mal hier eine Fliese des alten Schwimmbeckens aufklaubt und mal dort eine alte Uniformjacke aus einem fast verrotteten Schrank zieht. Ich verstehe, warum die beiden Autorinnen diese Passagen eingebaut haben, hab mich aber immer gefreut, wenn ich zu Jura und Wolodja in die Schwalbe zurückkehren durfte. Apropos Schwalbe: Wen es interessiert, wie das Leben in der UDSSR (und insbesondere in so einem Pionierlager ) war, der sollte dieses Buch unbedingt lesen. Auch über die Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion erfährt man so einiges 💡 Krass fand ich, wie damals dort mit dem Thema Queerness umgegangen wurde, wie überzeugt (fast) alle waren, dass es sich um eine Art Krankheit handelt. Interessiert hätte mich noch, wie die Autor*innen auf das Thema kamen und wo sie dazu recherchiert haben. Die beiden wurde selbst ja erst nach dem Ende der UDSSR geboren, haben ein Pionierlager also nie selbst erlebt. Ein echt schönes Buch mit Tiefgang, das ich allen ab ca. 14 Jahren absolut empfehlen kann!

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