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Rezension zu
Silberne Geister

Horrorfilme, urbane Legenden und Sektenführer

Von: Barbaras Bücherbox
21.04.2024

Silvia Moreno-Garcia gehört mittlerweile zu meinen Lieblingsautorinnen – jedes ihrer Bücher konnte mich bisher überzeugen und auch, wenn »Der mexikanische Fluch« mein bisheriges Highlight ist, reiht sich auch silberne Geister in die Reihe der großartigen Bücher ein. Doch worum geht es? Montserrat und Tristán lernen durch Zufall den fast vergessenen Regisseur Abel Urueta kennen, dessen aufsteigende Karriere vor gut vierzig Jahren ein jähes Ende fand. Als Horrorfilmfan kennt Montserrat Urueta natürlich und liebt seine alten, wenn auch nicht besonders guten Horrorstreifen. Vor allem um seinen letzten Film – Jenseits der gelben Tür – ranken sich viele Legenden. Nicht nur, dass er nie fertiggestellt und bis heute keine Kopie mehr aufgefunden wurde, auch soll die Menschen, die mit ihm in Verbindung stehen, das Unglück ereilt haben. Eine Legende, die den Mythos um den Film weiter verstärkt hat. Als Urueta Montserrat und Tristán nun bittet, mit ihm den Film fertigzustellen, können die beiden nichts anderes als zusagen. Dass sie damit nicht nur den Zauber alter Zeiten heraufbeschwören, haben zumindest Montserrat und Tristán nicht geahnt. Silvia Moreno-Garcia schreibt wunderbar. Ihre Figuren, besonders die weiblichen, sind stark, schillernd und auch ein wenig schwierig. Wo Noemi (aus Der mexikanische Fluch) taff und fast schon eine Femme Fatale war, so ist Montserrat clever und kaum aus der Ruhe zu bringen. Sie zeigt immer Rückgrat und jedem die Stirn, der sich ihr in den Weg stellt und ist sich dabei auch dem ein oder anderen harschen Wort nicht zu schade. Dass das in den 90er Jahren nicht immer gut ankommt, ist nachvollziehbar. Währenddessen ist Tristán ein Lebemann. Der ehemalige Schauspieler, dessen Karriere nach einem schweren Unfall den Bach runter ging, sucht bei jeder und jedem Gesellschaft und tut sich schwer damit, allein zu sein. Er hangelt sich von einer Affäre in die nächste und sieht sein Glück einzig darin, seine Karriere wieder aufleben zu lassen. Die beiden sind wie Feuer und Wasser und doch die besten Freunde seit ihrer Kindheit. Und das konnte man als Leser richtig spüren. Besonders mit Montserrat konnte ich mich stark identifizieren. So sehr, dass es teilweise schon unangenehm war. Montserrat: Sie hatte nie mit jemandem zusammengelebt. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, ihre Filmplakate dem Geschmack einer anderen Person ausliefern zu müssen oder sich mit häuslichen Kompromissen herumzuschlagen, die solche Beziehungen mit sich brachten. Montserrat lebt in der Dunkelheit. Sie liebt Horrorfilme und alles was damit zu tun hat, während Tristán die Schönheit sucht. Tristán: Manchmal, Momo, bist du schön, wenn es nur du und ich in der Abenddämmerung sind, dachte er. Der unfertige Film und Ewers, der Zauberer, der hinter allem steht, zieht nicht nur Montserrat und Tristán in seinen Bann, sondern auch den Leser. Die unheimliche Stimmung schleicht sich durch den ganzen Roman, wirklich gruselig wird es aber nie. Die Geschichte lebt viel mehr von ihren Figuren und dem Rätsel um Urueta, den Film und den Zauberer Ewers, der in alledem eine große Rolle spielt. Düster und irgendwie romantisch reisen wir durch das Mexiko der 90er Jahre, auf der Suche nach der Antwort Jenseits der gelben Tür. Und was wir entdecken, sollte man, wie in einem Horrorfilm, manchmal nur durch die Finger hindurch beobachten.

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