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Rezension zu
Glut und Asche

Mit einigen Brüchen

Von: Michael Lehmann-Pape
10.09.2015

Ganz speziell und immer sehr in die Tiefe gehend, so stellt sich auch in diesem neuen Thriller von Burke, der Fortsetzung der „Regengötter“, der Umgang des Autors mit seinen vielfachen Figuren dar. Mit seinem sehr plastischem, bildreichen Stil gelingt es dabei wiederum, nicht nur die lebenden Personen differenziert und mit vielfachen Licht- und Schattenseiten ihren Weg durch die Geschichte finden und gehen zu lassen, sondern auch die Landschaft, diese fast durchgehende, gleißende Ödnis im Grenzland zu Mexiko mit den oft wortkargen, ganz eigenen Bewohnern, denen wenig menschliches fremd ist (außer vielleicht romantischen Gefilden), setzt Burke als eine Art ganz eigener Hauptperson und Rahmung seiner Geschichte zugleich wortreich in Szene. Ein Mann, dem Alkohol treu verfallener, mexikanisch-indianischer Abstammung, einsam „da draußen“ lebend, wird Zeuge eines brutalen, grausamen, mit immenser Lust am Schmerz und am Blut versehenen Mord. Doch der eine, der da „zerteilt“ nachher in der Wüste liegt, war nicht alleine. Sein Mitgefangener ist auf der Flucht. Alles Dinge, um die sich der über 70jährige, knochige, harte, um seine Lebensliebe trauernde, von Rückenschmerzen geplagte, aber innerlich wie äußerlich aufrechte Scheriff Hackberry noch nicht sonderlich kümmert. Bis klar wird, dass eine „Helferin der Illegalen“, die ihn sehr an seine verstorbene Frau erinnert, in Gefahr gerät durch die verschiedenen, allesamt harten und erbarmungslosen, Interessensgruppen, die jenen geflohenen Gefangenen dringend für sich „reservieren“ möchten. Bis ebenfalls klar wird, dass ein alter Feind, ein Monster in Menschengestallt, der „Preacher“ noch lebt. Und sich an dem gegenseitigen belauern, bekämpfen und einander töten beteiligen wird. Mit seiner Thompson Maschinenpistole. Und der Preacher selbst hat zudem noch eine Rechnung mit dem Scheriff offen. Die aber, hier kommen die vielfachen Differenzierungen Burkes zum Tragen, nicht stereotyp auf den Skalp des alten Gesetzeshüters aus ist. Vielleicht sucht der Preacher auch nur den Respekt eines Mannes, den er als gleichwertig anerkennen könnte? Wobei man seine Geduld da nicht strapazieren sollte, denn seine Magazine sind voll geladen. Von den intensiven Beschreibungen strengen Männergeruchs und fauligen Atems angefangen bis zur detaillierten Beschreibung von Waffen und Kleidung, innerer Verzweiflung und der Suche nach Erlösung, von bluttriefenden Morden über Fallen und Intrigen bis zur weiblichen Eifersucht (mit dem an Clint Eastwood erinnernden Scheriff als „Objekt der Begierde“) bietet Burke vielfache Perspektiven, eine ganze Reihe von Interessensgruppen, bleihaltige Unterhaltung und nachdenkliche Betrachtungen des Lebens, vor allem „des Bösen“. „ist Dir sowas schon mal untergekommen?“. „Ja. Der Killer war ein Missionar“. „Die Menschheit ist also schon in ihrem Kern verdorben“. Was allerdings nicht jeden oder jede betrifft. Und Wandlung ist möglich, wie das Ende der Geschichte zeigt. Und auch nicht, wie ebenfalls am Ende klar werden wird. Hier und da ein wenig zu lang, immer aber zynisch, hart, trocken in den Figuren, brutal im Vorgehen und in einer Art geographischen Vorhölle angesiedelt, bietet Burke interessante Figuren, vielfache Wendungen und eine breite Schilderung der inneren und äußeren Vorgänge in und um seine Protagonisten herum, die durchgehend fesselt, auch wenn das Motiv der Jagd auf diesen konkreten Mann nicht unbedingt realistisch wirkt. Zumindest nicht diesen Aufwand an Geld, Material und Mord rechtfertigt. Vielleicht aber ist es ja auch einfach so, dass die Gewalt und Brutalität schon an sich vorhanden sind, wie Hackberry und Frau Ling treffend bemerken und nur Gründe sucht (und findet), sich Bahn zu brechen.

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