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Rezension zu
Die Brücke

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die Brücke

Von: ralfreitze
18.09.2015

2068, die Weltmeere haben sich um ein paar Meter gehoben, was die komplette geologische Ansicht der Erde verändert hat. Nicht nur die geologische, auch die politische Zukunft stellt sich anders dar. Amerika und Europa spielen keine Rolle mehr, Indien und Äthiopien sind die neuen Weltmächte. Die bevölkerungsreichen Länder hungern nach Energie. Stabiler metallischer Wasserstoff, der sich als Supraleiter verwenden lässt, bei dem keine Energie beim Weiterleiten verloren geht, ist die Grundlage einer neuen Technologie: Gewinnung von Energie durch Ausnutzung der Meereswellen. Zu diesem Zweck wurde der TRAIL hergestellt, eine Brücke aus ein Meter langen Elementen, die die Wellenenergie ausnutzen und die von Indien bis Äthiopien reicht. Meena flüchtet vor einem Trauma, einem Schlangenbiss, der eine Wunde von fünf Stichen auf ihrem Solarplexus hinterlässt und sie dazu bringt, ihre Welt zu verlassen. Sie reist an den Anfang des TRAILs, besorgt sich die notwendigen Überlebensutensilien für die Reise über das Meer und begibt sich auf den Weg von Indien nach Äthiopien. 3600 Kilometer über schwankende Brückenglieder. Anfangs muss sie die Strecke krabbelnd zurücklegen, bis sie ihren Rhythmus in der lebensfeindlichen Welt findet. Meenas Weg führt sie auch in ihre Vergangenheit, bis zurück in die Kindheit, als sie bei ihrer Großmutter aufwuchs; den äußeren Weg über den Trail erlebt sie als großartiges Naturereignis: “Ich drehe mich um und schaue nach Osten. Ich liebe Sonnenaufgänge. Ein Sonnenaufgang ist das größte Schauspiel überhaupt. Ich möchte genau den Moment erspüren, in dem die Sonne zum ersten Mal erscheint. Ich will JETZT sagen, wenn ich glaube, dass es so weit ist. Ich sage es leise vor mich hin aber noch ist es viel zu früh. Ich werde ruhiger. Ich stehe vollkommen still, beobachte, lausche, schließlich flüstere ich , und die glühende Kohle taucht auf.” Parallel zu Meenas Geschichte, wird die von dem Mädchen Marianna erzählt, welche auf dem Landweg ins gelobte Land nach Äthiopien kommt. Sie flüchtet aus ihrer Versklavung und wird von Lastwagenfahrern aufgenommen, die nach Äthiopien fahren. Auf dem Weg lernt sie neue Sprachen, Landschaften und Menschen kennen. “An der Grenze zwischen Burkina Faso und Niger verbrachten wir einen vollen Tag. Es gab auf Meilen hinaus nichts zu sehen und so saßen wir nur tatenlos herum. Du und Francis, ihr hattet schlechte Laune. Ihr schautet nur dumpf auf euren Sirius und wolltet weder mit mir spielen noch mir beim Lesen helfen. Solche Phasen mochte ich gar nicht. Wir drei, du, ich und Francis – und sogar Samson, der dazu übergegangen war, auf der alten Anlage im Führerhaus CDs von Teddy Afro zu spielen – waren offenbar nur dann glücklich und voller Tatendrang, wenn wir unterwegs waren. Am liebsten war es mir daher, wenn der Konvoi gleichmäßig durch die Wüste rollte und ich nur mit euch beiden im Rücken an der Seite kniete, den Wind im Haar spürte und das Land an mir vorbeiziehen ließ.” Die nahe Zukunft ist eine technisiertere Welt, die größeren Veränderungen zu heute spielen sich aber im gesellschaftlichen Bereich ab, wobei wir über Europa und Amerika fast gar nichts erfahren. Monica Byrne bleibt sehr nah an ihren Protagonistinnen, wie sie ihre Welt erleben, erfahren und wie sie darüber nachdenken. Dabei spielen Sprache und Religion eine sehr große Rolle. Meena ist eine sexuell sehr aktive Frau, die sich in ihren Gedanken auch sehr oft in Situationen bei ihren Liebhaber-innen verliert, Marianna dagegen wächst sehr keusch auf, sie hebt sich ihr erstes Mal für den Mann ihres Lebens auf. Durch die Ich-Erzählung wird die Zukunft dem Leser indirekt geschildert, viele technische Neuigkeiten wie der ‘Sirius’ werden zwar benutzt aber von den Protagonisten natürlich als gegeben angenommen. Es fällt in diesem Roman schwer, sich mit den Hauptprotagonisten zu identifizieren, Meena erlebt die Welt in vielen metamophotischen, religiösen Aspekten, die hauptsächlich von der indischen und buddhistischen Religion geprägt und mir so im Detail nicht ganz geläufig sind. Bei Marianna wird die Begegnung mit Yemaja – einer jungen Frau – zu einem entscheidenden Thema, da diese für sie Mutterersatz und Idol wird. Anfangs ist diese Konstellation noch reizvoll und das Buch ungewöhnlich anders aufgebaut, als andere vergleichbare Science Fiction Bücher. Doch mit der Zeit wird die Geschichte immer nebulöser und schwieriger zu verstehen, bis sie schließlich gegen Ende in das Horrorfach abdriftet, was mich etwas abgestoßen hat und nicht zu der poetischen Sprache des Buches passte. Das Ende lässt mich komplett ratlos zurück. Ein interessantes Thema, welches aber etwas ziellos und nebulös ausgeführt wurde.

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