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Rezension zu
Die Glücklichen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Sprachgewaltiges Scheitern eines scheinbar glücklichen Paares!

Von: Sophie VERStand
29.09.2015

Kristine Bilkaus Roman „Die Glücklichen“ aus dem März 2015 stellte für mich ein grandioses Debüt dar. Es werden die Perspektiven des Paares Georg und Isabell beleuchtet, eine durchgehende er/sie-Perspektive bringt den Leser als Beobachter in ihr scheinbar perfektes Leben. Sie ist vor der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes eine erfolgreiche Cellistin gewesen und Georg brillierte bisher in seiner Verlags-Zeitung. Seit Matti auf der Welt ist, will nichts mehr so recht gelingen. Was auffällt, ist, dass die Figuren sich selbst bereits genauestens beobachten und oft auf sich selbst fixiert sind. Bald beginnt der große Strudel aus Verzweiflung, Trauer und Depression, denn „Die Glücklichen“ – dieser Titel trägt der Roman nicht wegen des Protagonistenpaares. Die beiden haben nur noch Augen für das jeweils eigene Problem und hält dies für das wichtigste. Matti tritt oft als Mittelpunkt, Stütze und Herausforderung der beiden auf und führt letztlich bei beiden dennoch zu Überforderung. Georg und Isabell werden sich immer fremder und die Beziehung krankt unter einem unglaublichen Kommunikationsproblem. Keiner der beiden traut sich ehrlich auszusprechen, was ihn plagt, dabei geistern die Gedanken Tag und Nacht in den Köpfen des Paares. Am liebsten brächen sie aus ihrem Alltag aus – doch wohin dann? Das große Scheitern von Isabell und Georg wird noch verdeutlicht und viel direkter durch Kristine Bilkaus wohl dosierte und doch bald immer mehr herausbrechende Sprachgewalt. Insgesamt zeichnet sich dieser Roman durch eine Unmenge an Negativvokabular aus, das sich von Anfang bis Ende im Buch hält und wie lästige Insekten schwer aus den Köpfen vertreibbar ist. Der Titel „Die Glücklichen“ ist das genaue Konträrkonzept zum Romaninhalt Wen der Titel mit „Die Glücklichen“ meint, wird schnell klar – das sind immer die anderen Paare, die scheinbar unbeschwert eine Familie gründen und klarkommen, ohne ihre Probleme nach außen zu tragen, dass sind Paare, die im Internet glückliche Momente einfangen, die Isabell sich verzweifelt anschaut und die sie beneidet. Mir konnte dieser Debütroman von Kristine Bilkau sehr gefallen. Er war sprachlich und inhaltlich so ausgewogen, dass ich jede Richtung des Paares mitverfolgt hätte, egal ob zum Happy End oder dem totalen Scheitern. Illusionen, Depressionen, Ängste, das eigene Bewusstsein, Altruismus, Egoismus - hier wird dem Leser eine große Palette an Emotionen, Reaktionen und Generationenängsten geboten. Sehr, sehr lesenswert!

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