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Rezension zu
»Mich hat Auschwitz nie verlassen«

Beklemmendes Buch, das ich in einem Rutsch durchgelesen habe - absolute Leseempfehlung!!!

Von: Bianca81
02.10.2015

Ziel dieses Buches war es, 70 Jahre nach Kriegsende noch einmal möglichst viele Zeitzeugen erzählen zu lassen, die den Holocaust miterlebt und überlebt haben. Alle Porträtierten sind mittlerweile in einem hohen Alter, und bald wird es keinen mehr geben, der noch berichten kann. Deshalb ist es wichtig, diese Stimmen zu hören und die Erinnerungen zu dokumentieren. Nach einem Vorwort über das KZ Auschwitz und das SPIEGEL-Projekt folgen die Porträts der elf Frauen und neun Männer, die einst in Auschwitz die schlimmste Zeit ihres Lebens verbringen mussten. Auschwitz gilt als das schlimmste aller Konzentrationslager. Hier kam man nur "durch den Schornstein" wieder hinaus, wie es die Nazis den Insassen oft genug erklärten. Tatsächlich wurde wohl in keinem anderen KZ so systematisch und in hoher Anzahl getötet wie hier. Außerdem war hier der "Schlächter" Mengele tätig, der an den Häftlingen grauenhafte Experimente vornahm. Die Redakteure lassen die Zeitzeugen für sich sprechen und geben nur das Erzählte wieder ohne Ergänzungen oder Erklärungen. Das finde ich gut, so steht jede Geschichte für sich da, authentisch und lebendig erzählt. Vieles wiederholt sich in fast jedem Porträt, die Erinnerungen und Erlebnisse decken sich oft: Der menschenunwürdige Transport im Viehwaggon, der bereits zahlreiche Menschenleben forderte; die Selektion an der Rampe direkt nach der Ankunft; die katastrophalen Zustände im Lager, die Zwangsarbeit, die Todesmärsche. Dieses ohnmächtige Gefühl, ständig umgeben zu sein vom Tod, diese Angst, dass man jederzeit getötet werden konnte. Und doch sind die Einzelschicksale individuell und jedes für sich interessant. Da ist z. B. Erna de Vries, die als junge Frau freiwillig ihrer Mutter nach Auschwitz folgte, um sie nicht alleine zu lassen. Die Liebe zur Mutter war stärker als die Angst vor dem Ungewissen. Oder Coco Schumann, der dank seiner Musik überleben konnte und später ein erfolgreicher Musiker wurde. Oder Anna und Izzy Arbeiter, die beide als junge Menschen in Auschwitz einsaßen, sich gegenseitig das Leben retteten und seit dieser Zeit unzertrennlich sind. Wer starb und wer lebte, darüber entschied oft der Zufall. Manche waren schon auf der Todesliste, standen bereits in der Schlange für die Gaskammer. Und doch geschahen manchmal noch kleine Wunder. Einige Überlebende sind nochmal nach Auschwitz zurückgekehrt, um sich der Vergangenheit zu stellen. Andere schwiegen jahrzehntelang und versuchten zu vergessen. Während einige die auf dem Unterarm tätowierte Häftlingsnummer entfernen ließen, tragen andere sie mit Stolz. Ich habe schon viele Bücher über den 2. Weltkrieg und den Holocaust gelesen, ich habe schon von vielen Gräueln gehört, aber es ist immer wieder von Neuem erschütternd, wenn Zeitzeugen berichten. Diese Tötungsmaschinerie der Nazis war so grauenhaft, dass ich es mir auch nach dem x.-ten Zeitzeugenbericht immer noch nicht richtig vorstellen kann, wie Menschen zu so etwas fähig waren. Und wie Menschen so etwas überleben konnten! Ich bewundere den Überlebenswillen der Porträtierten, die manchmal nur durch Zufall überlebten, manchmal aber auch, weil sie einen eisernen Willen hatten, gewieft waren und um ihr Leben kämpften. Zu den Erzählungen gibt es schöne Porträtfotos der Interviewten. Im Anhang finden sich Kurzbiographien der Zeitzeugen und Autoren bzw. Fotografen, außerdem noch ein Literaturverzeichnis. Generell macht das Buch einen sehr hochwertigen Eindruck. Trotz der schweren Thematik habe ich "Mich hat Auschwitz nie verlassen" in einem Rutsch verschlungen. Natürlich gibt es mittlerweile viele Bücher und Berichte von Zeitzeugen, aber können es zu viele sein? Ich denke nicht. Deshalb mein ganz klares Fazit: Unbedingt lesen!

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