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Rezension zu
Runas Schweigen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die widerspenstige Zähmung

Von: Denise
02.10.2015

Paris, 1884. Jori ist Student an einer der besten Kliniken Frankreichs. Sein Dozent Dr. Charcot ist führender Experte auf dem Gebiet der Hysterie bei Frauen. Doch ein Fall lässt selbst ihn zweifeln: das junge Mädchen Runa. Die Kleine scheint jedem Kniff des Doktors gewachsen. Jori sieht dies als Herausforderung und Chance auf seinen Doktortitel und will den Wahnsinn aus dem Kopf von Runa schneiden. Wird das gelingen? "Runa" ist das Debüt von Vera Buck und definitiv keine leichte Lektüre. Die Geschichte, der sich die Autorin annimmt, spielt in einer dunklen Zeit der modernen Medizin. Folter, Experimente und Gewalt waren damals als Behandlung an der Tagesordnung. Und Vera Buck fängt das sehr gut, wenn auch teilweise langatmig ein. Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler wiedergegeben. Man folgt sowohl Jori und seinem Streben nach Erfolg, als auch einem Chorknaben, einem ehemaligen Detective und einem Geschwisterpaar. Wie diese Erzählstränge zusammenhängen, wird erst im Laufe der Geschichte klar. Und hier ist Konzentration angesagt. Denn Vera Buck verwendet nicht nur typisch französische Namen, sondern bringt auch eine Menge Figuren ins Spiel. Für mich war das gerade zu Beginn schwierig und so musste ich oftmals beim Lesen innehalten und überlegen, wie die Zusammenhänge genau sind. Hier wäre ein Register echt von Vorteil gewesen. Die Figuren sind toll beschrieben und wirken für ihre Zeit auch glaubwürdig. Manches Mal hätte ich den überheblichen Männern gern eins verpasst, aber so war nun mal die Denkweise im 19. Jahrhundert. Es empfiehlt sich, ein wenig Vorkenntnisse über den Stand der Medizin zur damaligen Zeit zu haben. Denn Vera Buck wirft ihre Leser mitten ins Geschehen. Und obwohl man den Vorlesungen von Dr. Charcot lauschen darf, sind Vorkenntnisse fast unabdingbar, um den Ausführungen folgen zu können. Für mich war das vollkommen in Ordnung, für andere könnte dies schnell nervig sein. Denn die Autorin beschreibt gerade in der ersten Hälfte sehr viele Details aus dem Alltag der Klinik. Als Leser sollte man zudem nicht allzu empfindlich sein. Vera Bucks Erzählung ist sehr gut und tiefgründig recherchiert und ohne mit der Wimper zu zucken, lässt sie ihre Figuren über Hirnoperationen, Wasserfolter und ähnliches diskutieren. Gerade diese Grausamkeiten im Namen der Medizin haben mich so erschrocken, aber gleichzeitig an den Roman gefesselt. Die Lektüre ist keineswegs einfach oder flüssig. Das Buch ist eigenwillig. Die Sprache ist an das 19. Jahrhundert angelehnt und das hat mich gerade zu Beginn ein paar Nerven gekostet, auch wenn ich von dem Buch nicht los kam. Wer sich also mit Runa einlässt, sollte starke Nerven und Geduld mitbringen. Und vor allem sich voll und ganz auf die Geschichte einlassen können. Denn nur dann kann man die Feinheiten herauslesen, die Welt der damaligen Medizin verstehen und ganz eintauchen. Fazit: ein gelungener, wenn auch schwerer Roman. Dennoch kann ich ihn empfehlen!

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