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Rezension zu
Kräuter der Provinz

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Dorfgemeinschaft wie im Bilderbuch

Von: Martinas Buchwelten
28.10.2015

Darum geht's: Der kleine Ort Maierhofen liegt idyllisch im schwäbischen Allgäu. Die jungen Einwohner zieht es mehr und mehr in die Stadt, wo es noch Arbeitsplätze gibt. Nur die Älteren bleiben und der Ort beginnt auszusterben. Theresa, allseits beliebte Bürgermeisterin und Inhaberin des Gasthauses "Zur Goldenen Rose", versucht alles, um etwas Leben in die Gemeinde zu bringen. Doch als sie selbst schwerkrank wird, beginnen die Probleme erst so richtig. Wie soll es mit Maierhofen weitergehen und wie soll sie ihren Dorfbewohnern eine Zukunftsperspektive geben? Da fällt ihr eines Tages ihre Kusine Greta ein, eine erfolgreiche Werbefachfrau, die einige Sommer ihrer Kindheit in Maierhofen verbracht hat..... Meine Meinung: Ich liebe die historischen Romane der Autorin und freue mich immer wieder sehr, wenn ein neues Buch von Petra Durst-Benning erscheint. Nun hat sie sich das erste Mal an einen Roman der Gegenwartsliteratur gewagt und ich muss sagen, es ist ihr geglückt! Die Historischen werden zwar trotzdem meine Favoriten bleiben, aber warten wir mal auf ihre kommenden Romane aus diesem "neuen" Genre. "Kräuter der Provinz" hat mich sofort gepackt und ich fühlte mich auch gleich zu Beginn sehr wohl in der Geschichte. Das kann auch daran liegen, dass mir der kleine Ort Maierhofen im schwäbischen Allgäu fast wie mein eigener Heimatort vorkam: verschlafen, zwischen zwei Touristenregionen "eingeklemmt", kaum Arbeitsplätze......nur die Abwanderung ist hier Gott sei Dank (noch) nicht zu spüren! In Maierhofen aber hat der letzte kleine Supermarkt vor kurzem geschlossen, die Töchter und Söhne leben in der Stadt und Arbeitsplätze gibt es, bis auf ein paar kleine Familienunternehmen, auch keine. Also nicht gerade ein aufstrebender Ort mit Zukunftsmöglichkeiten. Das möchte unsere Hauptprotagonistin Theresa ändern. Sie ist die Bürgermeisterin und Besitzerin des einzigen Gasthofes in Maierhofen. Als bei ihr Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert wird, verdrängt sie zuerst den niederschmetternden Befund, doch im Hinterkopf spinnt sie bereits Pläne für die Zukunft ihres geliebten Fleckens. Dazu gehört auch Greta, ihre Kusine, die in Frankfurt sehr erfolgreich bei einer Werbeagentur arbeitet. Diese hat früher einige Sommer bei Theresa und ihrer Mutter verbracht und kennt Maierhofen wie keine Andere. So ist sie DIE perfekte Person, um für den unbekannten Flecken Erde die Werbetrommel zu rühren und dabei die Besonderheiten des Ortes zu beschreiben. Mit einer kleinen List täuscht Theresa sowohl Greta, als auch ihre Einwohner, um ihren Wunsch durchzuführen..... Die Geschichte lebt von den einzigartigen Charakteren, die man alle sehr schnell ins Herz schließt. Die Dorfgemeinschaft ist nach einiger Überredungskunst plötzlich Feuer und Flamme für die Idee aus Maierhofen ein Genießerdorf zu machen. Denn in dem kleinen Ort gibt es genug Menschen, die produktiv und kreativ sind. So stellt Christine wohlschmeckende Kräutersalze her und versteht es ihr Haus und ihren Garten zu stylen, dass man es in einem Life Style Magazin ablichten könnte. Sie hat ein gutes Händchen für alles Schöne und Dekorative. Bald entdeckt sie aber auch, dass sie gut organisieren kann und ist Theresa und Greta eine große Hilfe. Aber auch Jessy mit ihren Limonaden und Likören und die Sennerin Madara und ihr exzellenter Käse sind neben den althergebrachten Bäcker und Metzger kulinarische Highlights. Gefallen hat mir auch, dass die Protagonisten großteils bereits über Vierzig sind und alle gemeinsam etwas Neues wagen. Sie stechen mitten im Leben, haben teils größere oder kleinere Probleme, manche haben weder Träume, noch Lust ihr Leben zu ändern oder haben sich bereits mit ihrem "Los" abgefunden. Andere sind glücklich mit dem, was sie sich erschaffen haben und bekommen trotzdem keine Anerkennung. Doch die Idee aus Maierhofen ein Genießerdorf zu machen, lässt die Dorfgemeinschaft so richtig zusammenwachsen. Alle rappeln sich auf und wollen der geliebten Bürgermeisterin ihren Wunsch erfüllen, wohlwissend, dass dabei ihre eigene Zukunft auf dem Spiel steht.... Es ist zwar einiges vorhersehbar und die Autorin bedient sich etlicher Klischees, trotzdem hinterlässt der Roman beim Lesen einen richtigen Wohlfühlfaktor, dass man deswegen gerne ein Auge zudrückt. Petra Durst-Benning hat im Nachwort noch einmal versucht zu erklären, wie wichtig es ist, den ländlichen Raum zu erhalten und zu unterstützen, regional zu denken und mit der Natur zu leben. Auch der Gemeinschaftssinn wird hier groß geschrieben und hinter jedem zweiten Satz verbirgt sich die Botschaft seinen Traum zu leben und nicht auf morgen zu warten. Ebenfalls am Ende des Buches gibt es einige der angesprochen Rezepte aus dem Roman. Schreibstil: Petra Durst-Benning hat einen locker leichten Schreibstil. Man liest das Buch, trotz der über 500 Seiten, in einem Rutsch durch und hat das Gefühl mitten in dieser wohligen Geschichte zu stecken. Trotz der lockeren Erzählweise macht der Roman auch nachdenklich und verbirgt einige Überraschungen und aktuelle Themen in sich. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft und ausdrucksstark. Die vielen Genüsse und Düfte so atmosphärisch, dass man diese fast riechen und schmecken kann. Charaktere: Wie bereits oben erwähnt lebt diese Geschichte von ihren wunderbaren und einzigartigen Charakteren. Sei es Stadtpflanze Greta, die sich in der Werbeagentur in der sie arbeitet, plötzlich durch eine jüngere Kollegin ersetzt sieht; Christine, die ihrem Mann alles recht zu machen versucht und auf einmal ihr Organisationstalent entdeckt oder Rosemarie, die ihre Eltern pflegt und aus ihrem tristen Lebensalltag als Kartoffelbäuerin ausbrechen möchte.... Es gibt noch so viele andere liebenswerte und lebensnahe Charaktere in diesem Roman, dass man sich richtig zugehörig fühlt. Jeder trägt seine Probleme mit sich herum und greift trotzdem den Anderen unter die Arme. Gemeinschaft wird hier groß geschrieben. Fazit: Ein unterhaltsamer Wohlfühlroman, der zwar locker und leicht geschrieben ist, aber auch einige ernsthafte Themen wie Abwanderung, fehlende Arbeitsplätze und den heutigen Lebensmittelkonsum anspricht. Mich hat das Buch auf eine wunderbare kulinarische Reise mitgenommen und hervorragend unterhalten. 41/2 Sterne von mir

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