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Rezension zu
Aller Anfang fällt vom Himmel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine humorvolle, aber nachhaltige Rückkehr ins Leben

Von: Michael Lehmann-Pape
05.11.2015

Vielleicht nicht direkt vom Himmel gefallen ist diese schmale, in sich zusammengesunkene Gestalt, die in Berlin vor einem Supermarkt kauert. Und die Korbinian Gerhard, Lehrer, Einzelgänger, Witwer, zunächst nur am Rande beachtet und versucht, ihr ein wenig Kleingeld zu geben. Da aber, und das ist schon eher eine wundersame Fügung im Blick auf diesen geordneten und klaren Charakter, der selbst seine Einkäufe minutiös plant, jener Korbinian tatsächlich zerstreut Wichtiges bei seinem Einkauf vergessen hat und daher noch einmal zum Geschäft zurückkehrt, wird er sich doch ein Stück weiter nähern. Dieser Gestalt, die sich als junges Mädchen herausstellt. Und die ihm, ohne das er es merkt, nach Hause folgt. Aber nicht mit ihm! Zumindest nicht in den ersten paar Minuten. Ein Platz im Hausflur, gut, man ist ja kein Unmensch, aber weiter geht es nicht. Auf keinen Fall!. Denn Korbinian hat feste Abläufe. Seit acht Jahren. Im Beruf. In dieser für ihn allein natürlich viel zu großen Wohnung in Berlin. Aber die Liebe seines Lebens, die Frau, die auf den Erwerb der Wohnung drängte, die sich dort mit ihm verwirklichen wollte, ist tot. Einfach so. Vor acht Jahren gestorben. Und, wenn Korbinian ehrlich ist, sein strikter Tagesablauf. In seinem Alleinsein nur unterbrochen durch seinen Beruf als Lehrer und seine Mittagessen in „Bolles Ochsenglück“, wo er ebenfalls in Ruhe gelassen wird an seinem Tisch in der Ecke. Und mit Schiller, dem Wirt, eine unausgesprochene Verbindung unterhält. Seitdem er damals direkt nach der Beerdigung vor dem anschließenden Essen mit der Familie geflohen war und im „Ochsenglück“ aufschlug. Ansonsten trinkt er in Ruhe seinen Kräutertee, hält die Wohnung in Ordnung, geht hier und da ein wenig sich die Füße vertreten und will seine Ruhe. Mit der es nun, Schritt für Schritt, vorbei sein wird. Denn nicht nur das Mädchen selbst dauert ihn der fiebrigen Erkältung, die er bemerkt, auch seine Schwester (lange nicht gesehen) ruft er herbei, hilflos, wie er sich fühlt (ohne zu ahnen, dass auch bei dieser ein wenig Land unter ist). Und einen befreundeten Arzt bringt diese gleich mit. Wie auch Billa, das Mädchen, nach einer Weile der Bettruhe in Korbinians Wohnung wieder hochaktiv werden wird. Mit ihrem Bekannten Rolle, auf der Suche nach ihrem Freund, unter Einsatz eines wenig vertrauenserweckenden und wenig sauberen Hundes. Und das alles in Korbinians Wohnung. Das alles unter „Außer-Kraft-Setzung“ seines so wichtigen, äußeren Rahmens. Während Korbinian zudem noch einer Schülerin zur Seite steht. Auch das langsam, Schritt für Schritt, eher widerstrebend. Diese „Schritt für Schritt“ Entwicklung aus dem Kokon der Trauer heraus ins aktive Leben wieder hinein, widerstrebend und sich wehrend, das ist das Motiv, welches Veronika Peters in wunderbar humorvollem Ton mit teilweise Slapstick-artigen Ereignissen ihrem Protagonisten mit Wärme im Ton „angedeihen lässt“. Wobei sie durchaus die Trauer des Mannes nicht klein redet, es sehr gut versteht, beim Leser großes Verständnis für diesen „Rückzug von der Welt“ zunächst herzustellen, ebenso die genervten Gefühle Korbinians angesichts dieses jugendlichen Wirbelwindes in seiner Wohnung auch dem Leser plastisch vermittelt. Das nun eine langsame Öffnung, ein „sich ein Herz fassen“ und, vor allem, auch die Leben der anderen, die Sorgen der Schwester, die Verzweiflung der Schülerin, die Suche der jungen Billa mal in den Blick kommen lassen Korbinian Schritt für Schritt verändern wird und ebenso Schritt für Schritt aus diesem Trott eines schwarz-weißen Lebens eine „bunte Mischung“ mit viel Herz und gegenseitiger Hilfe unter Einsatz einer Menge feinfühligem Humors geschehen wird, das ist flüssig, mit einem Lächeln und auch ein stückweit ans Herz gehend im Buch zu lesen.

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