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Rezension zu
Finderlohn

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine fesselnde Fortsetzung, die es in sich hat ...

Von: Marion Brunner
23.11.2015

1978 – John Rothstein, Autor der erfolgreichen Jimmy Gold-Trilogie lebt seit vielen Jahren zurückgezogen und hat lange nichts mehr veröffentlicht. Eines ruhigen Abends dringen drei junge Männer in sein Haus ein und der berühmte Schriftsteller wird brutal ermordet. Kopf der Verbrechergruppe ist Morris Bellamy, ein mehr als fanatischer Anhänger des Autors. Und eben der begeht den Mord nicht etwa aus Habgier, sondern einzig und allein aus Rache und Wut darüber, wie der Autor die Trilogie hat enden lassen. Den Wandel, den der Protagonist der Reihe durchlebt hat, konnte und wollte Bellamy nicht akzeptieren, er sah ihn als Verrat an. Als Beute nehmen die Eindringlinge nicht nur eine große Menge Bargeld mit, sondern auch einen kompletten Tresor voller Notizbücher, die Rothstein über Jahre hinweg Seite um Seite von Hand beschrieben hat. Für Bellamy ist dieser Teil der Beute der einzig Wichtige. Morris Bellamy vergräbt die gesamte Beute zunächst, weil die Umstände es erforderlich machen und kommt dann, einige Monate später, dummerweise für ein ganz anderes Verbrechen ins Gefängnis. Und dort bleibt er auch die nächsten 28 Jahre. 2009 – Pete Saubers ist ein Junge aus einem eigentlich völlig normalen Elternhaus. Einzig der Umstand, dass sein Vater durch einen Unfall schwer verletzt wurde, bereitet der Familie große Schwierigkeiten. Sie kommen finanziell kaum noch über die Runden und Pete und seine Schwester müssen die Streitigkeiten der Eltern leider immer öfter ertragen. Da kommt Pete sein zufälliger Fund wie ein wahrer Segen vor. Denn Pete findet Bellamys vergrabene Beute durch puren Zufall. Er nutzt zunächst das Geld seines „Schatzes“ dafür, um seine notleidende Familie über die Runden zu bringen. Nach 35 Jahren wird Morris Bellamy auf Bewährung aus der Haft entlassen. Natürlich will er als erstes nach seiner vergrabenen Beute sehen, denn all die Jahre im Knast hat ihn einzig und allein die Freude auf die ungelesenen Notizbücher aufrecht gehalten. Als er bemerkt, dass seine Beute verschwunden ist, macht sich Bellamy auf die Suche. Und natürlich kommt er Pete Saubers auf die Spur. Nun ist Detective Hodges gefragt. Kann der Cop im Ruhestand, der bei Mr. Mercedes schon sehr erfolgreich „ermittelt“ hat, Pete helfen und den irren, fanatischen Anhänger des ermordeten Autors aufhalten ….? *** Der „neue“ King. Man mag ihn oder nicht. Ich mag ihn. Ein mir bekannter King-Fan sagte mal, dass man bei ihm die ersten 100 Seiten getrost überlesen kann, weil er immer erst dann in die Handlung gefunden hat. Bei Mr. Mercedes war das schon ganz und gar nicht der Fall. Da wurde der Leser gleich zu Beginn mit Drama und Chaos, Action und Tod konfrontiert. Auch hier ist das der Fall. King geht es überhaupt nicht ruhig an, sondern kommt direkt zur Sache. Und die ist nicht unbedingt seicht. Finderlohn ist der zweite Teil um den alternden Detective Hodges, der schon in Mr. Mercedes so brillante Arbeit geleistet hat, nachdem er damals durch den Killer selbst aus seiner Lethargie gerissen wurde. Auch hier spielt Hodges wieder eine große Rolle und wir treffen neben ihm auch weitere Personen wieder, die wir noch aus Mr. Mercedes kennen. Allerdings spielt er erst recht spät eine Rolle. King beginnt seine Erzählung mit zwei Handlungssträngen in der Vergangenheit. Einmal im Jahre 1978 ff den Strang um Bellamy und dann im Jahre 2009 den Strang um den Jungen Pete Saubers. Wir verfolgen die beiden einige Jahre dann, bevor King dann in die Gegenwart wechselt. Und dies nicht nur in seiner Erzählung, sondern auch in der Zeitform. Wie die Vorgänger liefert King hier einen Roman, der eher von einer ruhigen, aber sehr dichten und komplexen Stimmung getragen wird. Dennoch gibt es sehr heftige Szenen, die an Blut, Dramatik und Nervenzerren ganz und gar nicht sparen. Ich mag diesen neuen Stil von Stephen King sehr. So hat er bereits „Joyland“ und „Der Anschlag“ geschrieben und nun eben auch „Mr. Mercedes“. Viele mögen dies zu langatmig und zäh finden, mir geht es gar nicht so. Ich tauche in die Geschichte ein, begleite die Protagonisten über viele Jahre, bekomme Einblicke in ihre Charaktere, ihr Umfeld und genieße es, mich durch die Geschichte treiben zu lassen. Und ich finde es sehr positiv, dass mir seitdem auch endlich die Enden von Kings Romanen gefallen. Denn die fand ich bei den älteren Werken oft leider mäßig, missglückt oder zu kurz abgefertigt. An ganz vielen Stellen des Romans finden sich sehr gute Aussagen, bezogen auf die Arbeit eines Schriftsteller und die Liebe der Leser. Mich haben diese Stellen immer an sein Buch “Das Leben und Schreiben” erinnert (ich fand es toll). Ich muss eine kleine Stelle zitieren: “Eine der beglückendsten Erfahrungen, die man als Leser im Leben machte, war die ein Leser zu sein – also nicht nur lesen zu können ……, sondern in die Tätigkeit als solche vernarrt zu sein. Hoffnungslos. Hals über Kopf. Das erste Buch, das dies zustande brachte, vergaß man nie, und jede einzelne Seite schien eine neue Offenbarung mit sich zu bringen, eine die brannte und begeisterte …” Eine Kleinigkeit noch: Ich habe bei einer Figur das Gefühl nicht losbekommen, dass Stephen King die Serie Twin Peaks gesehen und gemocht hat. Denn der flippige Englisch Lehrer von Pete Saubers, namens „Ricky the Hippie“ erinnert mich sehr stark an Dr. Jacoby :-). Bauschige Hemden, Schlaghosen und sonstiges Hippie-Outfit haben mich immer genau diese Person sehen lassen … Mein Fazit: Eine absolut gelungene Fortsetzung von Mr. Mercedes, die mich in einer ruhigen, stimmungsvollen Atmosphäre gefesselt hat. Einerseits kommt der Roman gemächlich daher und andererseits ist er voller dramatischer, heftiger, brutaler und sehr erschreckender Szenen. Die Figuren bieten alles zwischen liebenswert und total irre, sind jedoch charakteristisch alle sehr echt und glaubhaft gezeichnet. Ich freue mich sehr auf den dritten Teil!

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