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Rezension zu
Runas Schweigen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Anspruchsvoll und realistisch

Von: Librinchen
29.11.2015

Der junge Medizinstudent Jori Hell ist an die Pariser Nervenanstalt Salpêtrière gekommen, um vom berühmten Dr. Charcot zu lernen, seine Doktorarbeit zu schreiben um dann mit seinem Doktortitel zurück in die Schweiz zu gehen, um dort seine Freundin zu behandeln. Die Nervenanstalt wird überwiegend von Kindern und jungen Frauen bewohnt, denen allen Geisteskrankheit bescheinigt wurde. Dr. Charcot ist berüchtigt für seine Vorträge und die unmenschlichen Inszenierungen, die seine Patientinnen auf der Bühne ertragen müssen. Als jedoch die kleine Runa eingeliefert wird, ist relativ schnell klar, dass selbst ein Meister seines Fachs, dieser Aufgabe nicht gewachsen ist. Jori entschließt sich, einen Schritt weiter zu gehen und seine Idee öffentlich preiszugeben und umzusetzen. Eine Operation am menschlichen Gehirn, um Runa von ihrer Geisteskrankheit zu heilen und ihr den Wahnsinn aus dem Gehirn zu schneiden. Jori hofft Medizingeschichte zu schreiben und seinem Doktortitel endlich näher zu kommen. Vera Buck hat mit ihrem Debütroman „Runa“ ein Werk abgeliefert, das mich sehr nachdenklich, aber auch fasziniert zurückgelassen hat. Ehrlich gesagt mache ich um historische Romane einen großen Bogen, aber hier packte mich der Klappentext und ich konnte nicht anders. Die Autorin nimmt uns mit in ein dunkles Kapitel der medizinischen Forschung im 19. Jahrhundert. Was damals als Fortschritt galt, ist heutzutage für den Leser nur schwer zu ertragen und ist weit entfernt von Menschlichkeit und Würde. Die Behandlungsmethoden und auch die Präsentationen der Frauen auf Dr. Charcots Vorträgen triefen vor Verachtung und Grausamkeiten am weiblichen Geschlecht. Leser mit etwas sensiblem Magen werden hier sicherlich etwas zu kämpfen haben. Begeistern konnte mich aber besonders der Schreibstil der einen förmlich ins Buch saugte und einen regelrecht die Qualen und Verzweiflung der Patientinnen spüren ließ. Meinen Hut ziehe ich ebenfalls vor den richtig toll recherchierten medizinischen und wissenschaftlichen Aspekten. Und mal ganz ehrlich, SO macht ein historischer Roman Spaß! Die Charaktere wie auch die Örtlichkeiten waren realistisch und überzeugend beschrieben. Wenn auch nicht immer mit einem guten Gefühl behaftet ;) Trotz meiner Begeisterung gab es 2 Punkte, die mich etwas störten. Stellenweise kam die Geschichte etwas ins Stocken und wurden durch Nebensächlichkeiten unnötig in die Länge gezogen. Ebenfalls war ich mit dem Ende nicht ganz zufrieden, was aber sicherlich Geschmackssache ist. Fazit: Anspruchsvoll und KEIN 0815-Schmöker für zwischendurch. Ein historischer Roman, der unter die Haut geht und mir stellenweise doch sehr nah ging und mir ein intensives Gefühl des Unbehagens bescherte. Ein toll umgesetzter Debütroman, der Lust auf mehr macht. 4 Blutsterne.

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