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Rezension zu
Cop Town - Stadt der Angst

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Perfekt getroffene Atmosphäre

Von: Michael Lehmann-Pape
08.12.2015

Es sind die 70er Jahre. Schlaghosen, buschige Koteletten, Hemden mit spitz zulaufenden Krägen. Es sind die Cops von Atlanta, die sich vorrangig einem eiskalten Killer gegenüber sehen, der Polizisten auf offener Straße, in kleinen Gassen hinrichtet. An jedem ungeschützten Ort kann es geschehen. Aber es ist nicht nur dieser Killer, der die Cops in Atem hält. Es ist der Alkohol, der scheinbar als Grundnahrungsmittel unter der Uniformierten gilt. Es ist die persönliche Haltung, zumindest und vor allem bei Jimmy, dessen Partner vor seinen Augen erschossen wurde, die nagt. Wobei das Jimmy, das ein Cop, der auf sich hält, niemals zeigen würde. Nichts darf und wird die einerseits lässige Haltung und die innere Härte jemals nach außen sichtbar hin erschüttern. Wie sein Onkel Terry, der, der „das Sagen“ hat in der verschworenen und auch in Teilen familiär verbandelten Truppe. Da hat es Maggie schwer. Schwester von Jimmy, Nichte von Terry, Polizistin. Frau im Dienst, etwas, das zu jener Zeit keiner will. Keiner der Männer auf Streife, keiner in den Büros der Polizei. „… sah Maggie sich einer Mauer aus Terry-Doppelgängern gegenüber. Die gleichen Bürstenhaarschnitte. Die gleichen buschigen Schnurrbärte. Die gleiche Wut in den Schweinsäuglein….schlimmer noch, sie alle waren auf die gleiche Art und Weise Polizist wie Terry. Sie wussten immer alles besser als jeder andere“. Es sind die Schwarzen, die in den Polizeidienst drängen. Und nicht nur das, auch Frauen tauchen plötzlich in Uniform auf. Harte Frauen wie Wanda und Charlaine, Schönheiten wie Kate (der umgehend die Rückbank des Streifenwagens in liegender Position angeboten wird, auch wenn sie wohlweislich im Dienst sackartige Kleidung trägt). Frauen, die zudem sich selbst von der Hautfarbe her noch einsortieren und in sich damit gespalten agieren. Frauen mit Geschichte. Wie Kate, die jung verwitwet ist, die schon Leid im Übermaß erlebt hat. Dennoch gilt für den Dienst: „Sie mussten jeden ausbilden. Und vor allem mussten sie jeden zumindest theoretisch die gleiche Arbeit ausüben lassen“. Aber wer will das schon als Mann? Auch noch auf das „zarte Geschlecht“ aufpassen müssen, wenn Gefahr droht und man einen Partner dringend braucht, keinen Sack auf dem Rücken, um den man sich kümmern muss. Doch es werden Maggie und Kate sein, die auf ihre besondere Art sich nähern werden, die „die Schrecken der Straße“ über sich ergehen lassen (vor allem Kate) und die Spuren finden. Spuren, die in eine Richtung deuten, die alle Beteiligten in Gefahr bringen werden. Bestens getroffen hat Karin Slaughter die Atmosphäre der Zeit, die Ressentiments, die geschlossene „Männergesellschaft“ nicht nur im Polizeidienst, sondern überall. Frauen als Freiwild, das sowieso. Aber auch Männer, die Mauscheln, die hinter dem Rücken anderer ihre eigenen Interessen verfolgen. Und sich eine besseren werden belehren lassen müssen. Mit Figuren, die kräftig und präzise von Slaughter „auf den punkt“ gebracht werden, in die der Leser sich umgehend hineinversetzen kann, die fast dreidimensional vor den Augen erstehen. Bis auf den eigentlichen Täter, das muss einschränkend gesagt werden. Doch stereotyp mit einem psychologischen Hintergrund versehen, der sattsam bekannt und nicht sonderlich überzeugend oder mitreißend wirkt. Was weder den Täter noch die Geschichte daran hindert, spannend und gefährlich zu werden, nachdem sich Slaughter zunächst ausreichend Zeit nimmt, das Kolorit der Zeit und die Eigenarten der Personen zu erzählen und in Beziehung zueinander zu bringen. Durchaus anregende Unterhaltung.

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