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Rezension zu
Footlights - Rampenlicht

Ein Meilenstein

Von: Michael Lehmann-Pape
08.12.2015

Aber Du hast doch gesagt, dass Du das Theater hasst“. „Das tue ich auch. Und ich hasse den Anblick von Blut, obwohl es in meinen Adern fließt“. Es ist nicht „Hassliebe“. Es ist seine „Natur“. Das Theater. Der Umgang mit Schauspiel, Regie, kreativer Inszenierung. Es ist Atmung, Herzschlag. Und dennoch eine Belastung, eine Herausforderung. Diese Lebensgrundhaltung Chaplins, in seinem nun aufgetauchten, lange verschollen gewesenen und, in der Form, wie er nun vorliegt, wunderbar und hoch qualitativ gestalteten Romans bildet diese Haltung den Dreh- und Angelpunkt, die Tiefe der Reflexion des „Genies der Leinwand“. Und ein weiteres kommt hinzu, das im Film „Rampage“ (dem der Roman zugrunde liegt) vielleicht noch deutlicher im Vordergrund zu nächst zu erkennen ist. Wie der alternde Clown Calvero (In Roman und Film Anfang sechzig) gar nicht anders kann, es ebenso seinem „Blut“ entspricht, „in die Liebe“ zu der jungen Tänzerin Therereza einzutreten. Wobei in diesem Buch der Text des Romans selbst samt einiger abgedruckter Original-Manuskriptseiten bestens ergänzt wird durch eine Einordnung in den historischen Kontext, die Haltung Chaplins zum Ort seines Aufwachsens (im London um 1914 herum), und seinen späteren künstlerischen Umgang mit dem Ort in Buch und Film. Vieles an biographischen Details, an persönlicher Haltung (eben auch seine giene Haltung zur Ehe), an Erlebtem und Prägende fließt ein in dieses Werk, das nun in Textform noch einmal ganz anderes in die Tiefe reicht, als es der Film schon in sich getragen hat. „In seiner Jugend wäre er gerne Musiker geworden, konnte sich aber kein Instrument leisten….. Ein anderer Traum war, als Schauspieler in romantischen Stücken aufzutreten, aber er war zu klein und sprach zu unkultiviert. Trotzdem spürte er, dass er der größte Schauspieler überhaupt war. Umständehalber wurde er Komiker“. Das ist das ein an Selbstbild, das Chaplin in sich trug und das er klaren Blickes erkannte und damit auch nicht hinter dem Berg hielt. Aber es gilt auch das andere, das er Calvero in den Mund legt: „Calvero war nicht gesellig, sondern schüchtern und reserviert. Gelegentlich war er seltsam, melancholisch und streng. Einer, der:…..in ihrer Gesellschaft war er immer befangen, weil er nie den Wunsch hatte, den Normen und Forderungen ihrer Kreise zu genügen“. Ein sozialer Monolith, der in seiner Kunst sich verlieren konnte und dies hier und da für realer als die Realität empfand. Wie das Drehbuch zur Leinwand kam, wie geprobt wurde, wie Chaplin ganz praktisch mit seinem Ensemble arbeitet, das findet sich im Folgenden dann ebenfalls im Buch erläutert, wie die vielen Bilder einen je intensiven Einblick als Portrait oder Studioaufnahme von Arbeiten am Film . Wie London von Chaplin inszeniert wird, welche Atmosphäre zu seinen Kinderzeiten in der Welt der „Music Halls“ herrschte, ein Familienportrait Chaplins (geprägt von: „….die Verzweiflung des gequälten Künstlers, dessen unerklärliches Talent mit Komplexen über seine bescheidene Abstammung, seinen Mangel an Bildung und seine unüberwindliche Unsicherheit in besserer Gesellschaft gepaart ist). Was von David Robinsom im Buch nicht nur analytisch herausgearbeitet wird, sondern in das der Leser durch die Gestaltung des Buches mit hineingenommen wird, ebenso, wie im Roman Chaplins selbst nach Aufnahme aller Fakten die Buchstaben tiefgründiger, für den Leser verständlicher, neu zu leben beginnen. Ein ganz hervorragendes Buch in Form, Inhalt und Komposition.

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