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Rezension zu
Die Glücklichen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Was kommt am Ende des Tunnels? "Die Glücklichen" von Kristine Bilkau

Von: Nele Thiemann
04.01.2016

Das Gerücht macht schon lange die Runde. Für unsere Generation junger Leute von heute ist nichts mehr einfach - nichts mehr vorgeschrieben, nicht mehr vorgegeben. Großeltern sind oft irritiert, wenn Sie über Studienfächer und Lebensplanung informiert werden. Die Jugend gönnt sich heute ein Austauschsemester, ein Gap Year, etwas Selbstfindung, etwas dort. Natürlich sind wir um unsere große Freiheit ein Stück weit zu beneiden: wir können alles schaffen (wir müssen nur wollen). Leider sind die Großeltern gleichermaßen oft nicht nur irritiert, sondern auch alarmiert, wenn das Enkelchen Jahre nach dem sehr guten Hochschulabschluss immer noch nicht in trockenen Tüchern ist. Doch kann man eigentlich überhaupt in trockene Tücher kommen und dann auch bleiben? Geht das? Kristine Bilkau beschreibt ein solches Paar, das zwar im Leben angekommen zu sein scheint, aber auch wieder nicht. Sie ist Cellistin und hat nach der Babypause ihre alte Sicherheit im Spiel noch nicht wiedergefunden. Wir überall kürzen die Orchester Geld und Stellen. Sie kann es sich nicht leisten zu schwächeln. Er fremdelt noch mit dem Vatersein und seine Stelle als Redakteur ist in Gefahr, weil die Zeitung bei der er arbeitet, verkauft werden soll. Der Druck auf beide nimmt unaufhaltsam zu, aber sie können nicht miteinander reden, ohne das Leben das sie führen zu demontieren. Beide aber träumen sich hinaus. Sie verfolgt das Online-Fotoalbum einer unbekannten Amsterdamer Märchenbuchfamilie und er grast Immobilienportale ab, um den finanziellen Druck vielleicht durch billigeres Wohnen in der Vorstadteinöde abzulassen. Und der Leser sitzt daneben und schaut zu, wie beide mehr und mehr Zuversicht und Lebenskraft verlieren und wie sie nach einem Ausweg suchen. Nur wo könnte der sein? Landflucht? Kaufsucht? "Die Glücklichen" zeigt, dass diese Leute, die mit allen Möglichkeiten der modernen Gesellschaft gesegnet sind, leider überhaupt nicht glücklich und aus ihrem Leben verdrängt werden, wenn ihnen nicht bald etwas einfällt. Kristine Bilkau entfaltet peu a peu existenzielle Nöte und trifft die Leute von heute ins Mark. "Die Glücklichen" wurde seit seinem Erscheinen vor etwa einem Jahr mehrfach preisgekrönt - zu Recht!

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