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Rezension zu
Cop Town - Stadt der Angst

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schmelztiegel: Cop Town von Karin Slaughter

Von: Dunkles Schaf
15.01.2016

Früher hab ich alle Karin Slaughter Thriller verschlungen. Die waren spannend, nicht sonderlich ausgefeilt, aber Pageturner. Doch irgendwann ging es mir auf den Keks, dass der Protagonistin in jedem Band die Verwandten und Freunde abgeschlachtet werden, so dass die Autorin sich neue beste Freunde (und mitunter mal einen entfernten aber natürlich geliebten Verwandten) aus den Arm schütteln musste. Ich gehe davon aus, dass sie das selbst gemerkt hat, denn sie hat dann eine neue Serie begonnen – mich hatte sie da allerdings schon verloren. Doch nun liegt mit „Cop Town“ ein ganz anderer Thriller von ihr vor, nun zumindest einer, der mein Interesse geweckt hat. Eine neue Serie? Wer weiß – ich plädiere wie immer dafür, dass es bitteschön ein Standalone bleibt, auch wenn mir der Thriller gut gefallen hat. Wir befinden uns in Atlanta, in den 70er Jahren. Die Stadt beherbergt – so wie vermutlich viele amerikanische Großstädte – ein Potpourri an Menschen: Schwarze und Juden, Vietnamveteranen und Schwule, eine Oberschicht und die Gosse. Und zwischendrin sind ein paar Frauen. Ein paar Frauen, die aus den verschiedensten Gründen eben keine Sekretärinnen oder Lehrerinnen sein wollen oder können, sondern Polizistinnen sind. Ein Hundeleben ist das. Jeden Morgen müssen sich die Frauen bei der Morgenversammlung durch ihre Kollegen boxen, die ihnen nicht nur Schmährufe angedeihen lassen, sondern auch Dinge veranstalten, die wir heute unter „sexueller Nötigung“ verstehen: von den immer wieder auftauchenden Penissen, die an die Umkleidetür gezeichnet werden bis zu Grabscher an jegliche Körperstellen. Und doch gibt es ein paar Frauen, die sich darauf einlassen. Und sogar ein paar, die durchhalten. Weiße wie schwarze Frauen – aber auch hier natürlich mit Abstand. Hier gibt es keine Solidarität, ganz wie im richtigen Leben. Kate Murphy beginnt ihren Dienst an einem Montag. Eigentlich Jüdin, aus reichem Elternhaus, mit einem im Krieg verstorbenen, irischen Gatten ist sie ganz gewiss nicht das, was man bei der Polizei erwartet. Und so muss sie sich am ersten Tag von ihren Kolleginnen anhören, dass sie schon am Ende der Woche nicht mehr dabei ist. Auch von Maggie Lawson, ihrer neuen Partnerin. Die ist schon länger bei der Truppe, so wie ihr Onkel und ihr Bruder. Unterstützung von dieser Seite ist hier aber weit gefehlt. Der Onkel übt, nach dem verstorbenen Vater, das patriarchale Recht im Hause Lawson aus und hält so besonders Maggie im Zaum. Gemeinsam mit seinen Kumpels bei der Truppe, die zwischen Aggression und Alkohol kaum noch geradeaus gucken können. Doch an Kates erstem Tag wird ein Cop erschossen. Der Partner von Jimmy Lawson, Maggies Bruder, und außerdem schon der fünfte Cop. Derweil die männlichen Cops Atlanta in einen Schmelztiegel aus Gewalt verwandeln und jegliche Verbrecher aufscheuchen und „verhören“, beginnen die beiden Frauen sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Sie sind keine Detectives, sondern nur einfache Streifenpolizisten, Frauen noch dazu. Ihnen wird gerade mal zugetraut, einen Strafzettel auszustellen und jetzt wollen sie den Copkiller finden? Genauso spannend wie ich die Bücher von der Autorin in Erinnerung habe, ist auch dieser Thriller ein Pageturner. Und ganz ohne Blutorgie und viele Opfer. Klar, es gibt schon Tote, aber das ist diesmal nicht der Hauptaugenmerk und genau das was ich gut finde (in ihrem Dank am Ende des Buches, verspricht die Autorin ihrer Kollegin Mo Hayder übrigens im nächsten Buch wieder mehr Morde – ich plädiere für: bloß nicht). Denn Cop Town ist der Autorin richtig gut gelungen. Der Blick in das Atlanta der 70er Jahre, mit all seinen Problemen, einer Mixtur aus den unterschiedlichsten Kulturen und Religionen, Weltansichten und Meinungen, und seiner Veränderung. Eine Stadt im Umbruch. Eine Stadt mit Vorreiterinnen. Mit Kate Murphy und Maggie Lawson als eine der ersten im Job der Polizistinnen. Die Jagd nach dem Copkiller war spannend und hat die Seiten nur so wegfliegen lassen, was aber das besondere an dem Buch war, war eben nicht die Krimihandlung, sondern das Drumherum: der Ort, die Zeit, die Figuren. Das alles hat zu einer sehr überzeugenden und dichten Atmosphäre geführt, in der die Jagd nach dem Copkiller das Sahnehäubchen war. Fazit: Spannende Jagd nach einem Copkiller, eingebettet in das Atlanta der 70er Jahre: ein Schmelztiegel, dem sich zwei Polizistinnen entgegen stemmen, um den Täter zu fassen.

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