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Rezension zu
Blood Orange - Was sie nicht wissen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

(VORSICHT SPOILER!) Fesselnde Erzählung zu einem brandaktuellem Thema

Buchhandlung Geschw. Scholl
Von: Christin Deja aus Zossen
28.04.2019

Mit diesem Buch hält der Leser nicht nur irgendeine spannende Geschichte in den Händen. Sondern auch eine packende und (leider!) noch immer authentische Darstellung der ewig-grauen Zone zwischen Schuld und Unschuld, zwischen Selbstmanipulation (die Flucht in den Alkohol oder Verleugnen von Tatsachen) und Fremdmanipulation, wie auch der unscharfen Grenze, an der die Liebe endet und Gewalt beginnt. Doch es ist ebenso die Erzählung von Frauen, welche sich aus dieser Zone und damit zugleich aus immer enger werdenden Kreis aus Unterdrückung und männlicher Agressivität, in der sie das (auch sexuelle) Dominanzstreben ihrer Partner gedrängt hat. Das Buch zeigt somit auf ergreifende Weise, warum die #metoo-Debatte noch immer aktuell ist und sein muss. Sehr bemerkenswert wird diese Befreiung am Beispiel der inneren Entwicklung der Hauptfigur, der Anwältin Alison geschildert. Allerdings macht diese Stärke der psychologischen Tiefgründigkeit diese zugleich eine kleine Schwäche des Romans aus: Ist denn diese Sucht nach Liebe - vor allem aber des Alkohols! - wirklich so leicht zu überwinden, wie es im Roman dargestellt wird? Denn von Alisons Trinkgewohnheiten, welche zu Beginn und dem überwiegenden Anteil der Handlung sehr deutliche Anzeichen eines Suchtverhaltens gezeigt hatte, ist am Ende des Romans keine Rede mehr. Dass sie diese - auch nach den Ereignissen! - "einfach so" abgelegt hat, macht die drastische Schilderung von Alisons beinahe täglichem exzessiven Konsum etwas unrealistisch. Gerade weil die sonstige Darstellung durch seine Authentizität besticht, wäre es vielleicht konsequent gewesen, den Leser wenigstens kurz zu informieren, wie Alison damit umgegangen ist. Dasselbe gilt u.a. für ihre weitere Beziehungsfähigkeit der Figur. Selbst im letzten Kapitel des Romans wirkt es aber, als hätten die mitunter durchaus traumatischen Ereignisse (wie z.B. der Vergewaltigungsversuch) im Nachgang keinen Eindruck auf die Figur hinterlassen, was ebenfalls leider ein wenig unrealistisch wirkt. Freilich kann man als Rechtfertigung hinzufügen, dass dies eine Freiheit der Fiktion darstelle und sich der Leser ja das Seinige hinzudenken könnte. Für mich bleiben dies trotzdem zu große Lücken, gemessen an der Unmittelbarkeit der übrigen Darstellung. Aber sehe ich nur als Kritik auf hohem Niveau, weshalb es für mich bei 5 von 5 Sternen bleibt. Und eventuell klärt dies ja der ein zweiter Teil des Romans auf? Wir sind gespannt...

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