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Rezension zu
Die Herren der Grünen Insel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Episch, lang, fundiert

Von: Michael Lehmann-Pape
26.02.2016

„Wer bist du“? „„Eine Irin“, sagte sie schließlich und ging zurück in Richtung Halle. „Ich bin eine Irin, und ich werde für immer eine bleiben“. Bis Aoife dies mit klarer Erkenntnis und Inbrunst sagen kann, wird allerdings viel Zeit vergehen, Intrigen gesponnen werden, Kriege am Horizont erscheinen und innerhalb der vielen Königreiche im Irland des Mittelalters ebenso vieles an innerer wie äußerer Bewegung stattgefunden haben. Was nicht nur Aoife, Ascall (der erst sechs Jahre alt ist, als er ein erstes Mal töten wird) und dessen Bruder Ailillán betrifft, sondern eine Vielzahl von Personen aus, im Kern, vier Familien, deren Ergehen, Schicksal und deren Verflechtungen gegen- und untereinander Kiera Brennan in aller Breite in diesem historisch sehr fundierten Werk darstellt. Beginnend im Jahr 1151 und enden im Jahr 1172. Wobei die Zeit und die Umstände aus Kindern Könige und harte Männer machen werden, andere wiederum von Geheimnissen umgeben sind, wieder andere kühles Machtdenken nach vorne rücken. „Gut“ und „Böse“ verschwimmen hier durchaus, die Motive der einzelnen Figuren sind in sich durchaus schlüssig zu erkennen, wobei persönliche Sympathien mit Liebenden und „warmen“ Figuren nicht ausbleiben, trotz oder gerade wegen aller Intrigen und Machtstreben hinter so manchen Kulissen. Verbunden mit der sehr bildkräftigen Sprache Brennans, die sowohl ihr „Personal“ wie auch die geographischen Gegebenheiten wie auch Orte und Häuser und Landschaft lebendig zu beschreiben versteht, fällt es dem Leser nicht schwer, sich in das Geschehen mit hinein zu begeben. Da Brennan auch, soweit es möglich und sinnvoll ist, an Originalnamen und -Bezeichnungen festhält und die Atmosphäre des Mittelalters im Irland jener Zeit intensiv in sich aufgenommen hat, ergibt sich ein realistischer und originärer Eindruck der Ereignisse. Allerdings verzweigt Brennan ihre Geschichte überaus stark in (zu) viele Perspektiven und Erzählfäden. Dies, in Verbindung mit dem stark „personenlastigem“ Erzählstil nimmt dem Werk im Verlauf der Lektüre doch einiges an „epischer Wucht“ (im Kinoformat gedacht fehlt es einfach in Relation zum Umfang des Buches an Schlachten, klaren vordergründigen Erzähllinien, an Wucht). Trotz im Übrigen vielfacher Machtgelüste und Intrigen, ein wenig mehr an durchgehender Ruchlosigkeit und eine gewisse Rotzigkeit hier und da hätte der Lebendigkeit und Härte der Erzählung ebenfalls gutgetan (dass Brennan vor Gewalt, Blut und Grausamkeit nicht zurückschreckt, verdeutlicht sie ja durchaus an so manchen Szenen im Buch). Alles in allem ergeben sich so gerade vom Umfang des Werkes her bei der Lektüre doch teils vermeidbare Längen, zu ausführliche Schilderungen im Detail, ein zu häufiges Abbrechen von Entwicklungen, die durchaus mit Tempo zunächst im Buch aufgenommen wurden. Dennoch, aufgrund des hohen Realitätsbezuges, der vielfachen Verwicklungen auch in den Personen selbst und der immer wieder neu ansetzenden Ereignisse ergibt sich im Gesamten ein gelungener, bildkräftiger und sich aus der Masse der historischen Romane positiv abhebender Roman.

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