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Rezension zu
Grüner Mars

In epischer Breite

Von: Michael Lehmann-Pape
11.04.2016

Überaus detailreich bis (fast) zum letzten Staubkorn, bis hin in Bodenfaltungen und Bodenverwerfungen, über vulkanische Höhenzüge, durch breite, öde Landschaften hin zum Südpol des Mars, das ist die Welt der in den frühen 90er Jahren erschienen „Mars-Trilogie“ Robinsons. Ein Ort des Terra-Forming, der Besiedlung, aber auch der Auseinandersetzung eben genau über die Art der Nutzung und Gestaltung des Mars. Während „Die ersten Hundert“, die Besiedler des Mars, mit wenigen „Anpassungen“ ihre Idee und Vision eines wirklich auch „neuen Lebens“ verwirklichen wollten, gerieten sie in Konflikt mit den industriellen und staatlichen Stellen der großen Konzerne und der tonangebenden Obrigkeit. Dieser Bürgerkrieg ging verloren, mehr oder minder verdeckt leben die Rebellen in der Polregion des Mars. Während die offizielle Besiedlung und das Terraforming (quälend langsam) vorangeht. Doch nun scheint eine (heimliche) Verbindung gewünscht, zwischen den Interessen eines der größten Konzerne der Erde, „Praxis“, in Person seines Gründers und Vorstandes William Fort. Er sendet Art als seinen neuen Mitarbeiter auf den Mars, um Kontakt aufzunehmen zu den verborgenen Aufständischen. Zu einer Zeit, in der der neue Weltraumaufzug fertig gestellt wird, zu einer Zeit, in der alles ruhig scheint. Auf der Erde und dem Mars. Aber Fort ist ein Mann des weit nach vorne gerichteten Blickes. Ein Blick der den „LZI“, den „Landeszukunftsindex“ fokussiert. Aber ob dies „dem Untergrund“ auf dem Mars bewusst und recht wäre? Oder ob noch andre Beteiligte ein doppeltes Spiel spielen? Nun aber entsteht kein Thriller im üblichen Sinne oder eine Art „Star-Wars auf dem Mars“, sondern Robinson nutzt die volle Breite seiner Trilogie für eine hintergründige und nachhaltige Darstellung dessen, was den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft ausmachen kann, welche Formen der sozialen Strategie denkbar sind, wie sich Gesellschaften in Frühzeiten einer Besiedlung entwickeln, welchen Formen sie folgen könnten und welche Begrenzungen durch Naturgesetze ihnen auferlegt sind. Wie daraus folgt, zu klären, welcher Umgang mit den gesetzten Bedingungen möglich ist, welche Intentionen die Wirtschaft antreibt, wie die Natur selbst „geformt“ werden kann. So, wie sich jene riesige Baumaschine, „Das Biest“, in fast quälender Langsamkeit auf ihren Weg des Aufräumens beginnt, so schlägt auch Robinson ein sehr ruhiges, breites, Landschaft und Personen, Verhältnisse untereinander und große Pläne gegeneinander darstellendes Erzähltempo an. Eine Art des Erzählens, auf die man sich tatsächlich einlassen können muss, um die vielfachen Facetten des Autors, die inneren Wendungen und äußeren Entwicklungen des Planeten und der beteiligten Menschen in ihrer minutiös durchdachten Entfaltung zu erleben. Wobei manches Mal die seitenweisen Schilderungen von Landschaften oder des Abwartens oder der biologischen, chemischen oder wirtschaftlichen Erläuterungen bei aller Freude an der fundierten Darstellungsweise des Autors doch hier und da echte Geduldsproben bei der Lektüre mit sich bringen. Ein wenig Straffung zumindest hätte auch diesem zweiten Teil der Trilogie gutgetan. Dennoch, eine faszinierende Lektüre, in der man sich durchaus für längere Zeit verlieren kann.

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