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Rezension zu
Die Herren der Grünen Insel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die Herren der Grünen Insel

Von: Klusi
12.04.2016

Hauptsächlich geht es in diesem Roman um das Machtgefüge Irlands im 12. Jahrhundert. Im Großen kämpfen die Herrscher der kleinen Königreiche der Insel gegeneinander und andererseits auch gegen Gefahren von außen. Obwohl im Landesinnern keine Einigkeit besteht, müssen sich die Iren gegen feindliche Übergriffe durch die Normannen und Engländer zur Wehr setzen. Auch im Kleinen toben Kämpfe zwischen verfeindeten Familien. Der ganze Roman wird abwechselnd aus der Sicht verschiedener Hauptpersonen geschildert. So wirbt der Krieger Ascall von Toora um Caitlin O'Bjólan. Als er abgewiesen wird, beschließt er, die junge Frau gewaltsam zu entführen. Zwar heiratet er Caitlin, aber die erbitterte Feindschaft zwischen den Familien bleibt bestehen bzw. die Fronten verhärten sich, denn Riacán O'Bjólan ist fest entschlossen, seine Schwester Caitlín zurück zu holen. Eine weitere interessante Figur im Roman ist der Waffenhändler Pól aus Dublin. Er macht dubiose Geschäfte und fädelt Intrigen ein, denn die Uneinigkeiten im Land kommen im gerade recht für sein einträgliches Waffengeschäft. Des weiteren gibt es einen Handlungsstrang um Aoife, die Tochter des irischen Königs Diarmait. Während eines Aufenthalts am Hofe Eleonores von Aquitanien bekommt das eher schüchterne junge Mädchen einen Eindruck davon, wie sich Macht anfühlt und wie sie selbst mächtig werden kann. Im Verlauf der Geschichte macht sie eine erstaunliche Entwicklung durch. Die grundsätzliche Stimmung des Romans ist größtenteils bedrückend, die Handlung fast durchgehend von Kämpfen und Schlachten überschattet. Auch Kiera Brennans Charaktere, sowohl die historischen als auch die fiktiven, sind fast alle sehr düsterer Natur. Die Einstellung der Protagonisten und ihre Handlungsweise sind geprägt durch das harte Leben der damaligen Zeit, denn auch ohne kriegerische Auseinandersetzungen hatten die Iren ihr Päckchen zu tragen. Die vielen Schlachten und Kämpfe brachten das soziale und wirtschaftliche Leben der Grünen Insel teilweise völlig zum Erliegen. Es liegt auf der Hand, dass angesichts dieser Handlung kein Platz für Romantik ist. Ich habe im Vorfeld öfter Vergleiche mit Diana Gabaldons Highlander-Saga und mit Game of Thrones gelesen. Zu den Parallelen mit GoT kann ich nichts sagen, da ich letzteres Buch noch nicht gelesen habe. Zu Diana Gabaldons Romanen kann ich keine große Ähnlichkeit feststellen, denn dort sind die Protagonisten für mich Sympathieträger. Kiera Brennans Charaktere sind da völlig anders. Sie sind allesamt sehr facettenreich und interessant, aber keinen könnte man wirklich als liebenswürdig bezeichnen. Letztendlich hatte ich bei jedem einzelnen das Gefühl, nur für sich selbst und gegen den Rest der Welt zu handeln,ständig angestachelt von Hass und Rachegefühlen. Nur zaghaft kommen auch positive Emotionen zum Ausdruck und laufen dabei Gefahr, gleich wieder in all der herrschenden Gewalt zu ersticken. Trotzdem habe ich aber auch hier meinen persönlichen Helden gefunden, denn Ascall von Toora ist zwar ein brutaler, rücksichtsloser Krieger, aber bei ihm konnte ich es am besten verstehen, wieso er so geworden ist, und auch wenn er es nach außen hin sehr gut verbergen kann, so hat er doch in seinem tiefsten Innern einen guten, weichen Kern,davon bin ich überzeugt. Bei den vielen Charakteren, die im Buch vorkommen, verliert man leicht den Überblick, und ich war froh, ein ausführliches Personenverzeichnis im Anhang vorzufinden und außerdem die Hauptpersonen auf einem zusätzlichen Lesezeichen immer griffbereit zu haben. Für die gigantische Recherchearbeit, die diesem Roman vorausging, kann ich der Autorin nur meine Hochachtung aussprechen, denn da hat sie eine wahre Meisterleistung vollbracht. Ihr war es ein Anliegen, die historischen Gegebenheiten und politischen Verwicklungen so detailliert und klar wie möglich darzustellen. Dies ist sicher auch wichtig und durchaus sinnvoll, aber es nimmt der Handlung immer wieder den Wind aus den Segeln. Bei all dem Gemetzel und Köpferollen hatte das Buch für mich einige Längen, und ich musste häufig pausieren, um die doch recht blutige Szenerie zwischendurch ausreichend zu „verdauen“. Es ist kein Buch zu Mitfiebern mit dem Lieblingshelden, und es ist keine Geschichte mit Kerzenscheinromantik, und doch gibt es einige wunderschön erzählte Passagen und viele fantastische Beschreibungen. Der wundervolle, oft sehr bildhafte Schreibstil der Autorin hat mich bis zur letzten Seite durchhalten lassen. Im Nachhinein betrachtet hat es sich gelohnt, dabei zu bleiben, denn ich habe viel über die irische Geschichte und Lebensweise im 12. Jahrhundert erfahren, und auch wenn es kein typisches „Happy End“ gab, so war der Schluss für mich doch rund und zufriedenstellend. Es soll einen zweiten Teil geben, und auch da werde ich sicher wieder mit Interesse dabei sein. Trotzdem muss ich gestehen, dass dieser hier sicher nicht mein Lieblingsroman der Autorin sein oder werden könnte, denn dazu ist die gesamte Tendenz für meinen Geschmack zu blutrünstig, wenn auch gerade deswegen so realistisch.

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