Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
It’s teatime, my dear!

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bryson on tour - England abseits der üblichen Touristenpfade

Von: Elke Heid-Paulus
30.04.2016

„Reif für die Insel“ war die erste Reisereportage von Bill Bryson, die ich vor vielen Jahren gelesen habe. Bereits damals war ich mit dem Großbritannien-Virus infiziert, und daran hat auch der Lauf der Zeit nichts verändert. Mindestens einmal pro Jahr bin ich auf der „Insel“ unterwegs und deshalb auch mit vielen der von Bryson in seinem neuesten Buch „It’s teatime, my dear: Wieder reif für die Insel“ vorgestellten Lokalitäten vertraut. Vertraut natürlich in dem Sinne, dass ich die Städte/Dörfer/Landstriche kenne, die er bereist, ich schon einmal vor Ort war. Aber der Autor ist immer für eine Überraschung gut, findet er auf seinem Weg doch häufig irgendwelche skurrilen Besonderheiten, an denen der normale Reisende mangels Information vorübergeht. Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das sich Bill Bryson für seine neue Reisereportage vorgenommen hat: die Durchquerung Großbritanniens auf einer Linie von Süd nach Nord, von Bognor Regis in Sussex nach Cape Wrath in den schottischen Highlands. Und so wie es in den Vereinigten Staaten, dem Herkunftsland des Autors, die Mason-Dixon Linie gibt (Trennlinie zwischen den Nord- und Südstaaten), hat Bryson die Idee, seine Reiseroute als die Bryson-Linie in die Reiseliteratur eingehen zu lassen. Die Mason-Dixon Linie benamt er allerdings nicht direkt, sondern geht davon aus, dass der Leser über ein gewisses Maß an Allgemeinbildung verfügt und den Bezug selbst herstellt. Mittlerweile ist Bryson Mitte sechzig, verfügt über einen großen Fundus an nützlichem und nutzlosem Wissen, das er immer wieder bei passenden Gelegenheiten in seine Beschreibungen einfließen lässt und so dem Leser das eine oder andere wissende Lächeln entlockt. Wie beispielsweise auch beim Besuch des Grabmals von George Everest, dem Namensgeber des besagten Mount, der den nach ihm benannten Berg niemals zu Gesicht bekam. Über weite Strecken ist das Buch höchst amüsant zu lesen, es gibt aber auch Abschnitte, die stark von Brysons kulturpessimistischen Gedanken geprägt und mit Sicherheit Alter und Erfahrung geschuldet sind. Besonders beeindruckt haben mich die Passagen, in denen er seinem Respekt vor dem kulturellen und schützenswerten Erbe Großbritanniens sowie den wunderbaren Landschaften Ausdruck verleiht. Enttäuschend ist nur, dass der Norden kaum Erwähnung in Brysons Reisenotizen findet. Ein paar Seiten über Durham mit seiner wunderbaren Kathedrale und schwuppdiwupp, schon sind wir auf der Fahrt in die schottischen Highlands und dem Endpunkt der Reise. Ein paar launige Bemerkungen über die Schotten, die er offenbar nicht mag, und das war’s dann auch schon. Schade! Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Brysons Reisenotizen eine kurzweilige Lektüre sind und auch für den Kenner noch die eine oder andere Überraschung bereithalten. Die Auswahl der Stationen ist natürlich subjektiv, von daher kann es nicht ausbleiben, dass Kenner manche Orte vermissen werden. Aber all diejenigen, die England (denn darauf beschränkt sich der Autor) abseits seiner Metropolen kennenlernen möchten, sollten hier zugreifen, da sie von Bryson mit Informationen versorgt werden, die in kaum einem Reiseführer zu finden sind.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.