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Rezension zu
Großonkel Pauls Geigenbogen

Einladung zum Umdenken

Buchpalast
Von: Katrin Rüger aus München
02.05.2024

Schon 1911 kämpfte der Ururgroßvater von Romeo Franz gegen die Bezeichnung als „inländischer Zigeuner“. Die Co-Autorin Alexandra Senfft, erfahren in der Aufarbeitung von intergenerationellen Folgen des Holocausts, liefert zu den lebendig erzählten Begebenheiten familiären Lebens eine umfassende Recherche in historischen, politischen und gesellschaftlichen Sachzusammenhängen. Mit großer Sorgfalt wendet sich die Publizistin dem Sprachgebrauch und der Weitergabe von Traumata über Generationen zu, denn „die Toten leben in uns weiter“, sagt Romeo Franz. Wir erfahren von der musikalischen Ausbildung über alle Generationen hinweg, vom 19. Jahrhundert bis heute, welche für alle im Kindergartenalter beginnt und nur durch Übung und Fleiß zur Könnerschaft heranreifen kann. „Musik wurde zum Herzstück meiner Identifikation und der rote Faden im Narrativ meiner Familiengeschichte“, sagt der Geiger und Pianist Romeo Franz. Ob in der Schauspielerei, den Musikkapellen oder rollenden Kinos der Stumm- und Tonfilmzeit, in dieser Sinti Familiengeschichte ist die Kultur ein alle Menschen verbindendes, traditionell gepflegtes Element, das einen kreativen Lebensentwurf fordert, der die Zukunft formt. Vor der Resilienz und Beweglichkeit seiner Menschen, dem Familienzusammenhalt und dem unentwegten Kampf um Anerkennung ziehe ich den Hut. „Meine Identität als Sinto bleibt erhalten, wenn ich meine Erfahrungen weitergeben und daraus mit der nächsten Generation das Zukünftige entwickele“, sagt Romeo Franz, der heute als Politiker im Europaparlament sitzt. Das Buch ist ein bewegendes Werk, welches dem Antiziganismus entgegenwirkt. Ich habe es verschlungen. Es öffnet Augen und regt zum Dialog zwischen Minderheit und Mehrheitsgesellschaft an.

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