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Rezension zu
Das Mädchen mit dem Fingerhut

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein namenloses Kinderschicksal in einer europäischen Großstadt

Von: danielamariaursula
31.05.2016

Zu diesem Buch hatte ich so viele begeisterte Rezensionen gelesen, daß ich es unbedingt auch wollte, aber dann doch lieber als Hörbuch, auf welches ich mich dann sehr gefreut hatte. Wahrscheinlich hatte ich zu hohe Erwartungen….. Ein kleines dünnes süßes Mädchen ohne Namen, wird in irgendeiner westeuropäischen Großstadt von einem „Onkel“ beim Fischhändler Bogdan abgestellt, mit dem Rat, sobald das Wort Polizei falle, solle sie schreien, abends werde er es wieder abholen. Bogdan hat ein gutes Herz und versorgt es, bis es abends plötzlich verschwunden ist. Das wiederholt sich einige Tage, bis der „Onkel“ plötzlich nicht mehr auftaucht und das Mädchen alleine durch die fremde Großstadt im harten Winter irrt. Eine Polizeistreife bringt es in ein Heim, wo die Kinderschwester es sofort in ihr Herz schließt, als ihren Liebling. Irgendetwas scheint wohl in ihrem Blick zu liegen, der bei allen das Bedürfnis ihr zu helfen und sie zu beschützen auslöst. Im Heim ist ihr alles fremd. Der Junge Shamhan spricht als einziger seine Sprache, und so überredet er es, mit ihm und einem anderen Jungen namens Arian zu fliehen, in ein über den Winter verlassenes Haus. Shamhan spricht sowohl Arians Sprache, als auch die des Mädchens, aber untereinander verstehen sich die zwei Kleineren nicht. Das Mädchen wird Yiza genannt, auch wenn es so wohl nicht heißt. Als Shamhan verhaftet wird, müssen Arian und Yiza sich alleine durchschlagen. Eine Abwärtsspirale beginnt. Die Geschichte empfand ich als recht trostlos und hoffnungslos. Die Stimme des Autors war mir zu monoton. Aber wahrscheinlich, war dies das bewußte Stilmittel des Autors, um zu verdeutlichen, daß Yiza eher passiv ist und alles mit sich geschehen läßt und sich kaum wehrt, aber einige falsche Entscheidungen trifft. Immer wieder wollte ich die Kinder schütteln und sagen, nein, Ihr braucht keine Angst vor Abschiebung haben, keiner weiß, wie alt ihr seid, Ihr habt keine Papiere, keine Namen! Ihr seid geschützt und bekommt Rechtsbeistand! Warum macht ihr das? Sorry, daß ist eine Berufskrankheit, mein Kollege vertritt einige dieser Fälle und auch wenn er oft erhebliche Zweifel an dem Kindesalter hat, so sind sie doch vor Abschiebung sicher. Interessant fand ich die Aspekte, daß Arian stets eine Mütze trug, die seine buschigen Augenbrauen verdeckte, damit er kindlicher aussah, und die Leute mehr Mitleid mit ihm hatten. Wie er auf sich gestellt, mit der Verantwortung für Yiza, Überlebensstrategien entwickelte, die erfindungsreich und doch sehr kraftintensiv und auch unnötig waren. Erschreckend fand ich auch, wie Arian durch die Flucht erwachsen wird und verroht, er verlernt es Mitleid zu fühlen und ist nur noch auf seinen Selbsterhaltungstrieb fixiert. Lachen und Spielen ist für diese Kinder leider nicht mehr möglich. Die Situation der Kinder ist so wie sie geschildert wird, hoffnungslos und unendlich traurig. Durch die wiederholende Erzählweise und die recht modulationsarme Sprechweise des Autors, der durchaus eine sehr angenehme Stimmklangfarbe hat, konnte diese Geschichte mich dennoch nicht wirklich berühren. Allerdings erklärt sie mir, warum es so viele Kinder gibt, die alleine auf der Straße leben und nicht jeder westeuropäische Staat ist ein solcher Rechts- und Sozialstaat wie unserer. Darüber bin ich jeden Tag von neuem wieder froh! Und in welchem Land diese Geschichte spielt, wird bewußt offen gelassen. Für Liebhaber von Happy Ends ist dieses Hörbuch nicht geeignet. Es handelt sich auch um meine sehr subjektive Meinung, die eine Mischung aus sehr hohen Erwartungen und meinen beruflichen Erfahrungen herrührt. Die Teilnehmer einer Lovely Books Leserunde waren wohl alle sehr berührt und begeistert von dem Buch, welches hier vom Autor ungekürzt vorgelesen wird. Leider kann ich nur 3 von 5 Sternen vergeben.

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